
In Kindertageseinrichtungen besteht die große Chance, die Weichen für einen gesundheitsförderlichen Lebensstil zu stellen, der bis ins Erwachsenenalter hinein prägend ist. Kinder haben unterschiedliche Erfahrungen im Umgang mit Lebensmitteln und bringen unterschiedliche familiäre Erwartungen mit in die Kita. Sie in ihrem Ernährungsverhalten zu fördern und zu begleiten ist eine wichtige Aufgabe der Kita. Um gute Rahmenbedingungen für ein gesundheitsförderliches Aufwachsen zu bieten, spielen neben ernährungsphysiologischen Kriterien auch strukturelle und pädagogische Anforderungen eine Rolle.
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Informationen zum Video: Abspieldauer 01:57 Minuten, Video nicht downloadbar, keine Audiodeskription, Untertitel in Deutscher Sprache
Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung
Wie der bundesweite Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KIGGS) zeigt, sind 15,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland übergewichtig und 5,9 Prozent leiden unter Adipositas. Unter den Kindern zwischen 3 bis 6 Jahren sind 10,8 Prozent der Mädchen und 7,3 Prozent der Jungen übergewichtig. 3,2 Prozent der Mädchen und 1 Prozent der Jungen sind in dieser Altersgruppe adipös (1).
Die Folgen sind sowohl psychischer als auch körperlicher Natur: Kinder mit Übergewicht und Adipositas haben im Vergleich zu normalgewichtigen Gleichaltrigen ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Störungen des Fett- und Glucosestoffwechsels. Sie entwickeln auch häufiger Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Erwachsenenalter. Außerdem sind Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen mit einer Reduktion der Lebensqualität und mit einem höheren Risiko für Mobbing verbunden (1).
Prävention von Anfang an
Zusammen mit positiven Erfahrungen mit und beim Essen sowie ausreichend Gelegenheit für Bewegung und Entspannung, ist die bedarfsgerechte Ernährung in einer wertschätzenden Essumgebung ausschlaggebend dafür, dass Übergewicht und Mangelerscheinungen erst gar nicht entstehen und Kinder gesund aufwachsen.
Von Anfang an gibt es dafür wissenschaftsbasierte Empfehlungen:
- Wie eine bedarfsgerechte Ernährung im
Säuglingsalter und
Kleinkindalter umsetzbar ist, stellt das Netzwerk Gesund ins Leben in seinen Handlungsempfehlungen vor.
- Praxisorientierte Hilfestellung für eine ausgewogene Ernährung für Kinder ab einem Jahr liefern außerdem Modelle und Empfehlungen wie die
Optimierte Mischkost (optiMIX®) des Forschungsdepartments Kinderernährung (FKE), die
Ernährungspyramide des Bundeszentrums für Ernährung und der
DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Kitas.
- Die
D-A-CH-Referenzwerte der Fachgesellschaften für Ernährung in Deutschland, Schweiz und Österreich bilden die wissenschaftliche Grundlage für die Ernährungsempfehlungen.
Was Kita leisten kann
Aktuell besuchen in Deutschland mehr als 3,2 Millionen Kinder eine Tageseinrichtung für Kinder (ohne Schulkinder) (2). Ein Großteil der für Kinder empfohlenen drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten, nehmen schon heute viele von ihnen täglich dort zusammen ein. In ihren prägenden ersten Lebensjahren machen Kinder in der Kita wichtige Lern- und Lebenserfahrungen beim Essen.
In der Kita essen Kinder häufig nicht nur mehrmals am Tag, sondern sie bewegen sich zudem auch viel und erleben Phasen der Ruhe und Entspannung. All diese Erfahrungen werden von den Erzieher*innen pädagogisch begleitet. Das macht die Kita zu einem optimalen Ort für die Gesundheits- und Ernährungsbildung. Auch, weil hier die Eltern, im Vergleich zur Schule, häufig besser einbezogen werden können.
Was Kinder in der Kita über Essen und Trinken lernen:
- Dass das Angebot von Lebensmitteln vielfältig ist,
- dass sie neue Lebensmittel probieren können aber nicht aufessen müssen,
- dass Essen und Trinken anders aussehen und schmecken, je nachdem wie sie zubereitet wurden,
- dass jeder Mensch einen eigenen Geschmack hat,
- dass essen in der Gruppe das Miteinander und die Kommunikation fördert,
- dass sie für das gemeinsame Essen manchmal Geduld brauchen,
- und vieles mehr.
Doch nicht nur das Angebot an Lebensmittel kann dazu beitragen, dass Kinder in der Kita gerne essen. Die Atmosphäre ist besonders bei kleinen Kindern mitentscheidend. So beeinflusst zum Beispiel die Gestaltung des Essensraums die Stimmung und ob hier gerne gegessen wird. Ernährungsbildung findet bewusst und unbewusst während des gemeinsamen Essens statt aber auch im Alltag der Kita, bei Spielen, Gesprächen oder Ausflügen.
Mehr Anregung dazu finden Sie im Beitrag Ernährungsbildung in der Kita.
Wer hilft?
Für viele Einrichtungen ist die hochwertige Verpflegung jedoch eine organisatorische und logistische Herausforderung. Viele Kitas nannten in einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) als besondere Herausforderungen Kostenmanagement, Platzmangel, Ernährungsbildung, sowie
Qualitätssicherung/Hygienemanagement (Siehe Abbildung 1). Zudem bedarf es Kenntnissen und Kompetenzen in der Zusammenstellung, Präsentation und pädagogischen Begleitung der
Mahlzeiten (3).
Die Umsetzung einer qualitativ hochwertigen Verpflegung ist durch eine Vielzahl von Prozessen und beteiligten Akteuren geprägt. Zu den Akteuren in der Kita gehören zum Beispiel der Träger, die Leitung, die Eltern und der Caterer. Welche Verantwortlichkeiten jeder Einzelne für mehr Qualität übernehmen kann, erfahren Sie im Artikel Qualitätsentwicklung in der Kita.
Für die Gestaltung eines ausgewogenen Speiseplans in Tageseinrichtungen für Kinder bietet der DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Kitas praktische Hinweise. Standards und Empfehlungen in der
Gemeinschaftsverpflegung sind jedoch noch nicht flächendeckend verbreitet: Lediglich 29,6 % der bundesweit befragten Kindertageseinrichtungen in der VeKiTa-Studie nutzten den DGE-Qualitätsstandard als Basis für die Verpflegung. Fast die Hälfte der befragten Kitas gab sogar an, überhaupt keine Ernährungsstandards zu kennen (4).
Unterstützung für die Umsetzung einer gesundheitsförderlichen Kitaverpflegung und die Anpassung der erforderlichen Rahmenbedingungen bieten auch die Vernetzungsstellen Kitaverpflegung. Sie sind in den Bundesländern die Ansprechpartner, die die lokalen Bedingungen zur Ernährung in den Kitas am besten kennen.
Der zentrale Auftrag des Nationalen Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (NQZ) ist es, bereits vorhandene Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung in deutschen Kitas und Schulen zu bündeln, zu koordinieren und weiterzuentwickeln, damit die Verantwortlichen vor Ort die passenden Instrumente an die Hand bekommen, um Ernährungsqualität für Kinder zu realisieren.
Weitere hilfreiche Materialien finden Sie in den NQZ-Datenbanken: Arbeitshilfen und
Publikationen.
Aktuelle Entwicklungen zur Kita- und Schulverpflegung erfahren Sie in den News des NQZ.
Quellen
- Schienkiewitz A. et al. (2018):
Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. Journal of Health Monitoring (2018).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.):
Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe 2021. Kinder und tätige Personen in Tageseinrichtungen und in öffentlich geförderter Kindertagespflege. (2021)
- Arens-Azevêdo U, Pfannes U, Tecklenburg E:
Is(s)t KiTa gut? KiTa Verpflegung in Deutschland: Status Quo und Handlungsbedarfe. Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. (2014).
- Tecklenburg E, Arens-Azevêdo U, Pfannes U:
Verpflegung in Kindertageseinrichtungen (VeKita): Ernährungssituation, Bekanntheitsgrad und Implementierung des DGE-Qualitätsstandards, in: Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Ernährungsbericht 2016