Erwachsenenhand hält Globus, Kinderhand tippt darauf.

International: Verpflegung in Kitas

Quelle: pixabay © DarmoonArt_de

Die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder ist ein Thema, das Regierungen weltweit vor Herausforderungen stellt. Das NQZ zeigt exemplarisch Regelungen und Standards zur Verpflegung von Kita-Kindern in anderen Ländern auf.

Ein internationaler Überblick zur Umsetzung von Richtlinien und Handlungsempfehlungen in Kitas und Schulen erschien 2017 im Fachmagazin Nutrients (1). Für die Länder Schweden, Großbritannien und Australien zeigte die Studie, dass es dort bislang noch keine verbindlichen Standards gibt, um die Qualität des Kita-Essens nachhaltig zu verbessern. Gleichzeitig fehlen in den betrachteten Staaten Erkenntnisse darüber, in welchem Maße Richtlinien und Handlungsempfehlungen die Ernährungssituation von Kindern optimieren können. Auch in Österreich wurden erste Ergebnisse einer Studie zur Erhebung der Verpflegungssituation in österreichischen Kindergärten veröffentlicht (2).

Schweden

Die Betreuung von Kindern im Alter von 1 bis 5 Jahren wird vom schwedischen Staat stark subventioniert. Organisiert wird sie in den Kommunen. Über 90 % der Kinder ab einem Alter von 18 Monaten gehen in Schweden in die Kita. Verpflichtende Vorgaben für ein bedarfsgerechtes, kostenloses Mittagessen sind im schwedischen Vorschul-Curriculum verankert (1, 3). Wie die Mahlzeiten im Einzelnen ausgestaltet werden sollen, zeigen die Richtlinien "Good meals in preschool". Diese werden von den Kindertageseinrichtungen auf freiwilliger Basis umgesetzt (4). Daten zur Qualität der Verpflegung in schwedischen Kitas sind bislang nicht bekannt (1).

Großbritannien

In Großbritannien haben Kinder zwischen 3 und 4 Jahren seit September 2017 einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz mit einem zeitlichen Umfang von 30 Stunden pro Woche. Die meisten Kinder gehen in England schon mit 4 Jahren in die Schule. Jedes Kind unter 5 Jahren bekommt täglich 1/3 Pint (189 ml) frische Milch kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Referenzrahmen Early Years Foundation Stage (EYFS) des englischen Bildungsministeriums setzt verbindliche Standards für das Lernen, die Entwicklung und die Gesundheitsvorsorge für Kinder ab der Geburt bis zum Alter von 5 Jahren. Er fordert, dass in der Einrichtung angebotenes Essen gesund, ausgewogen und nährstoffreich sein soll (5). Hilfe für die Ausgestaltung geben die freiwilligen Richtlinien des „Children’s Food Trust“, die im Rahmen des Programms „Eat better, start better“ erarbeitet wurden (6). Im Jahr 2017 musste der Children´s Food Trust seine Arbeit wegen fehlender Finanzierung einstellen. (9) Von den drei- bis vierjährigen Kindern wurden 93 % (2012) in einer Tageseinrichtung betreut. Es wird jedoch geschätzt, dass 39 bis 49 % der Tageseinrichtungen in England kein eigenes Essen anbieten und viele Kinder das Essen von zu Hause mitbringen. Eine Studie ergab, dass 42 % der mitgebrachten Mahlzeiten Chips, 24 % Süßigkeiten und die meisten von ihnen ein gesüßtes Getränk enthielten (1). Verlässliche Zahlen zur Verpflegungssituation liegen nicht vor.

Australien

Australien ist föderal organisiert. Die einzelnen Bundesstaaten besitzen jeweils eigene Parlamente mit weitgehenden Kompetenzen zur Gesetzgebung. Die frühkindliche Bildung und Betreuung ist in Australien nicht verpflichtend und wird in den verschiedenen Staaten sehr unterschiedlich organisiert. Über das Sozialversicherungssystem beteiligt sich die Regierung an den Kosten. Mit 5 oder 6 Jahren kommen australische Kinder in die Schule. Der Rat der australischen Bildungsminister hat einen gemeinsamen nationalen Qualitätsrahmen für verschiedene Bereiche der frühkindlichen Bildung und Betreuung aufgestellt, dessen Gesetze und Vorschriften für alle Staaten und Territorien gelten. Er enthält auch Vorgaben für das Essen und Trinken. Allerdings sagen diese lediglich aus, dass Mahlzeiten und Getränke nährstoffreich und angemessen für jedes Kind sein sollen. Die gesundheitsförderliche Ernährung soll außerdem in das Bildungsprogramm eingebettet werden. Wie diese Vorgaben genau umzusetzen sind, ist nicht näher definiert. Die einzelnen Staaten/Territorien bieten Beratung und Training an, um den Einrichtungen die Einführung einer besseren Verpflegung zu erleichtern (1).

Österreich

Auch in Österreich werden immer mehr Kinder außerhalb des Elternhauses verpflegt, dementsprechend gewinnt die Mittagsverpflegung in der Kindertagesstätte zunehmend an Bedeutung. Empfehlungen der nationalen Ernährungskommission für das Mittagessen im Kindergarten gibt es in Österreich seit 2017. Sie beinhalten Mindestanforderungen für die Speiseplangestaltung (7). Laut der "Erhebung zur Verpflegungssituation in österreichischen Kindergärten" (2016) isst jedes zweite österreichische Kind sein Mittagessen in der Kita, weshalb bereits 83 %, der Kitas ein Mittagessen anbieten. Jedoch weist die Bereitstellung des Mittagsessens starke regionale Unterschiede auf. In Wien bieten alle befragten Kitas eine Mittagsverpflegung an, wohingegen das Angebot Richtung Westen abnimmt. In Vorarlberg wird nur in 57 % der Kitas ein Mittagessen angeboten.

 

Die Mehrheit der österreichischen Kitas wird von externen Verpflegungsanbietern beliefert, hauptsächlich sind dies Cateringunternehmen und Gemeinschaftsverpflegungsanbieter anderer Einrichtungen. Bei einer Verpflegung in Eigenregie wird das Mittagessen vorwiegend in einer eigenen Küche mit Fachpersonal zubereitet und nur sehr selten von den Pädagog*innen selber. Im Bundesvergleich fallen ebenfalls regionale Unterschiede hinsichtlich der Verpflegungsanbieter auf. In einigen Regionen Österreichs wird die Mittagverpflegung hauptsächlich durch Gemeinschaftsverpflegungsanbieter anderer Einrichtungen gewährleistet, in anderen Regionen spielt das Gasthaus eine entscheidende Rolle. In Wien werden Kitas am häufigsten durch Cateringunternehmen verpflegt.

 

Die Entscheidung welche Speisen in der Kita angeboten werden, wird hauptsächlich von den Beteiligten des "Entscheidungsdreiecks" – bestehend aus Verpflegungsbetrieb, Kita und Kitaträger – allein oder gemeinsam getroffen. Die Hauptbeteiligten bei der Speisenauswahl sind das Kitapersonal (43 %) und der Verpflegungsbetrieb (42 %). Eigene Küchen sowie Elternvereine spielen bei der Speisenauswahl eine untergeordnete Rolle (7). Mit 59 % wird die Warmverpflegung (Cook & Hold) am häufigsten eingesetzt. 19 % der Kindergärten erhalten ihr Mittagessen als Tiefkühlkost (Cook & Freeze), in 17 % der Kindergärten in Österreich erfolgt die Zubereitung vor Ort und 4 % werden mit einem Mittagessen im gekühlten Zustand (Cook & Chill) beliefert (2).

 

Mehr Informationen zur Verpflegungssituation in österreichischen Kindergärten gibt es auf der Internetseite des Programms Richtig essen von Anfang an!

Fazit

In den betrachteten Ländern gibt es unterschiedliche Ansätze, um die Verpflegung in Kindertageseinrichtungen zu verbessern, verbindlich sind diese jedoch bislang nicht. Durch den Mangel an Monitoringsystemen kann außerdem häufig weder beurteilt werden, wie sich die Verpflegung und die Nährstoffversorgung der Kinder tatsächlich darstellt, noch, ob Richtlinien und Standards eingehalten werden. Damit stehen Kitas international vor vergleichbaren Herausforderungen. Verschiedene Studien zeigen aber auch, dass Qualitätsstandards für die Verpflegung in Kitas dort, wo sie angewendet werden, positiv wirken: Die Zufriedenheit mit dem Angebot und die Qualität des Essens waren nach Einführung verbindlicher Vorgaben erheblich höher als vorher (1, 8).

Quellen

  1. Lucas PJ, Patterson E, Sacks G, Billich N, Evans CEL: Preschool and School Meal Policies: An Overview of WhatWe Know about Regulation, Implementation, and Impact on Diet in the UK, Sweden, and Australia. Nutrients (2017)
  2. Richtig essen von Anfang an: Erhebung zur Verpflegungssituation in österreichischen Kindergärten (2016).
  3. Skolverket [Swedish National Agency for Education]: Curriculum for the Preschool Lpfö 98 Revised 2010
  4. Livsmedelsverket [Swedish National Food Agency]. Bra måltider i Förskolan [Good Meals in Preschool] (2016)
  5. Department for Education of the United Kingdom: Statutory Framework for the Early Years Foundation Stage. Setting the Standards for Learning, Development and Care for Children from Birth to Five (2012)
  6. The Children’s Food Trust. Eat Better Start Better, Voluntary Food and Drink Guidelines for Early Years Settings in England - A Practical Guide (2012)
  7. Österreichische Empfehlung für das Mittagessen im Kindergarten
  8. Tecklenburg E, Arens-Azevêdo U, Pfannes U: Verpflegung in Kindertageseinrichtungen (VeKita): Ernährungssituation, Bekanntheitsgrad und Implementierung des DGE-Qualitätsstandards, in: Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Ernährungsbericht 2016
  9. BBC News vom 24.07.2017

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