Mutter mit Kind in Gesprächssituation mit Kita-Erzieherin
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ElternZOOM zur Kita-Qualität

Quelle: Bertelsmann Stiftung

Unter dem Dach des Projektes "ElternZOOM" befragt die Bertelsmann Stiftung regelmäßig Eltern zu ihrer Zufriedenheit mit der Kita-Qualität. Auch die Kita-Verpflegung ist Teil der Befragung.

Um die Perspektiven von Müttern und Vätern bei der Aus- und Neugestaltung der Kita-Landschaft einfließen zu lassen, nimmt die Umfragereihe ElternZOOM der Bertelsmann Stiftung die Meinungen von Eltern zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung ihrer Kinder im Rahmen von quantitativen und qualitativen Befragungen in den Blick.

Quantitative Befragung: ElternZOOM 2021

Seit 2016 führt die Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit infratest dimap eine quantitative Elternbefragung durch. Im Februar 2021 wurden die Ergebnisse der dritten Befragung veröffentlicht. Diese beschäftigte sich damit, warum Eltern ihre Kinder in eine Kita bringen, welche Informationsbedürfnisse sie an die Kitas haben und wie sie die Elternbeteiligung in den Einrichtungen bewerten. Ihre Zufriedenheit zur Kita-Verpflegung wurde im Rahmen von organisationsspezifischen Informationen abgefragt.

Zufriedenheit mit der Kita-Verpflegung

Hier ergab die Befragung, dass die Bildung sowie das monatliche Haushaltsnettoeinkommen der Eltern eine signifikante Rolle bei ihrer Zufriedenheit mit den Informationen ihrer Kita spielen. So geben Eltern mit einer niedrigen/mittleren Bildung bei Informationen der Kita zur Verpflegung an, signifikant häufiger sehr zufrieden zu sein als Eltern mit einer hohen Bildung. Eltern mit einem niedrigeren Einkommen sind ebenfalls signifikant zufriedener mit den Informationen ihrer Kita zur Verpflegung. Zwischen den Familienformen, d. h. zwischen alleinerziehenden und nicht-alleinerziehenden Elternteilen, lassen sich keine statistisch signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Zufriedenheit mit den unterschiedlichen Informationen feststellen.

Wie häufig sind Informationen zu Essgewohnheiten/Verpflegung gewünscht?

Gefragt wurden die Eltern auch, wie häufig sie Informationen zu den Essgewohnheiten und zur Verpflegung ihres Kindes von der Kita bekommen möchten. Fast 30 % der Eltern wünschen sich eine tägliche Information, 23,1 % möchten wöchentlich informiert werden, weitere 13,4 % halten eine monatliche Information für ausreichend. Für ein Drittel der Eltern genügt eine halbjährliche oder seltenere Information.

Wie wünschen sich Eltern Informationen von ihrer Kita?

Kindbezogene Informationen, z. B. zu dessen Entwicklung, möchten die Eltern in überwiegender Mehrheit (92,6 %) in einem persönlichen Gespräch erhalten. Für organisationsbezogene Informationen, z. B. zur Verpflegung, bevorzugen die Eltern die persönliche und schriftliche Kommunikation per Elternbrief (53,4 %) und im persönlichen Gespräch (46,0 %).

Qualitative Befragung: Kita-Mahlzeiten sind Schlüsselthema

In einer qualitativen Studie führte das Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration (DESI) 2018 und 2019 im Auftrag der Bertelsmann Stiftung Gruppendiskussionen mit Eltern aus bundesweit zwölf verschiedenen Kitas durch. Als Ziel der Studie wurde angegeben, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Qualitätsvorstellungen der divers zusammengesetzten Elternschaft herauszuarbeiten. Durch Einblicke in die Perspektiven der Eltern kann die Zusammenarbeit mit ihnen bedürfnisorientierter gestaltet werden, so die Aussage der Studie unter Leitung von Prof. Dr. Iris Nentwig-Gesemann und Dr. Adeline Hurmaci vom DESI.

Elterliche Orientierungen wurden u.a. auch in Bezug auf das Schlüsselthema Essen/Mahlzeiten ermittelt. Das Thema Essen in der Kita war in allen Gruppendiskussionen ein von Eltern selbstläufig aufgerufenes und sehr fokussiert behandeltes Thema, so die Autor*innen. In der jeweiligen Art und Weise, wie sich verschiedene Eltern mit dem Thema Essen bzw. Mahlzeiten beschäftigen, doku­mentierten sich milieuspezifische Unterschiede besonders prägnant.

Ergebnisse

Zur Auswertung der Gruppendiskussionen stellte die Studie zwei elternübergreifende und damit verallgemeinerbare Kriterien von Kita-Qualität vor. Zum einen seien Eltern grundlegend daran orientiert, dass die Kita eine sichere Betreuung und gute Entwicklung ihres Kindes gewährleiste. Als elterlichen Maßstab hierfür nannten die Autor*innen die familien- bzw. milieuspezifischen Vorstellungen einer wünschenswerten Entwicklung des Kindes. Zum anderen wünschten sich Eltern, dass die Kita keine „Black Box“ ist. Vielmehr solle die Kita den Eltern Einblicke in den Kita-Alltag gewähren und zu den Erfahrungen und Aktivitäten ihres Kindes informieren, wenn sie dies wünschen. Diese positive Orientierung an Transparenz sei bei den Eltern unterschiedlich stark ausgeprägt.

Neben diesen Gemeinsamkeiten der Eltern arbeitete die Studie auch Differenzierungen im Sinne von Un­terschieden in der Elternschaft heraus. Als Leitfrage formulierten die Forscher*innen, ob sich innerhalb der gezeigten Gemeinsamkeiten maximal kontrastierende Orientierungsmuster und Quali­tätsvorstellungen re­konstruieren lassen.

Drei Typen elterlicher Orientierung, auch zum Thema Essen

Die Studie identifizierte drei Typen elterlicher Orientierung mit spezifischen Qualitätsdimensionen. Diese arbeiteten die Autor*innen auch entlang der Thematik Essen bzw. Mahlzeiten heraus.

  • Essen in der Kita als Experimentierfeld und Ort der Persönlichkeitsentfaltung angelehnt an Typus 1 (Kita als Ort der Persönlichkeitsentfaltung und der beiläufigen Förderung von Individualität sowie der wechselseitig anerkennenden Beziehungen): Bezogen auf die Mahlzeiten betrachtet dieser Elterntyp die Kita als Erfahrungsraum für das Kind, der anders sein darf als in der Familie. Kita und Elternhaus werden als Orte mit unterschiedlichen Regeln, Normen und Praktiken voneinander unterschieden. Diese Eltern respektieren alternative Vorstellungen der Kita und betrachten sie als eine Erweiterung der familiären Esskultur.
     
  • Essen in der Kita als Lern-Möglichkeit angelehnt an Typus 2 (Kita als Ort der Entwicklungs- und Leistungs­optimierung sowie der Ausgestaltung eines Förderbünd­nisses): Die Mahlzeiten in der Kita werden als lernförderliches Setting bzw. als Ort der gemeinschaftlichen Kompetenzentwicklung gerahmt, so das Ergebnis der Studie zu diesem Eltern-Typus. Eltern würden es z. B. als ein positives Erziehungsziel gemeinsamer Kita-Mahlzeiten betrachten, wenn Kinder lernen, sich entsprechend der gesellschaftlich-kulturellen Normen beim Essen zu verhalten. Auch das gemeinsame Vor- und Zubereiten von Kita-Mahlzeiten stelle für diese Eltern eine positive Erfahrungssituation dar, die die Institution Kita kompensatorisch zum Elternhaus bieten könne, um damit familiäre Defizite auszugleichen.
     
  • Essen in der Kita als elterliches Hoheitsgebiet angelehnt an Typus 3 (Kita als Ort der Dienstleistung mit primärem Betreuungs- und Erziehungsauftrag sowie der Trennung zwischen familiärer und öffentlicher Sphäre): Dieser Eltern-Typ lehnt das Mahlzeitenangebot der Kita häufig eher ab oder kritisiert es stark, was die Autor*innen als eine markante oppositionelle Bezugnahme gegenüber den pädagogischen Fachkräften bezeichnen. Damit drückt sich nach Auffassung der Forscher*innen ein enges Gebunden-Sein der Kinder an die Eltern aus. Tieferliegend zeige sich darin, dass es um ein Ringen mit den Fachkräften gehe, wer die Entscheidungsbefugnis für die gesunde Ernährung des Kindes hat.

Schlußfolgerungen

Zusammenfassend hält die Studie fest, dass es zwar sehr grundlegende Muster elterlicher Vorstellungen von guter Kita-Qualität gibt, aber nicht von den El­tern als homogener Gruppe mit überwiegend vergleichbaren Qualitätsvorstellungen und -erwartungen gesprochen werden kann. Die Autor*innen schlussfolgern, dass es für die Zusammenarbeit mit den Eltern eine einladende Angebotsvielfalt braucht, damit alle Eltern als Akteure einer partizipativ angelegten Qualitätsentwicklung in Kitas ernstgenommen werden können. Dies zu entwickeln und den verschiedenen Eltern damit zu ermög­lichen, ihre Perspektive zum Ausdruck zu bringen, sei Aufgabe von Kitas und ihren Trägern. Die in der Studie rekonstruierten Typen elterlicher Vorstellungen zur Kita-Qualität können nach Auffassung der Forscher*innen dazu erste sensibilisierende Hinweise geben.

Quelle

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): ElternZOOM 2021. Eltern ergreifen das Wort. Bedarfe und Wünsche von Eltern zur Kindertagesbetreuung in Deutschland. DOI 10.11586/2020066

Iris Nentwig-Gesemann, Adeline Hurmaci: KiTa-Qualität aus der Perspektive von Eltern. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)