Süßigkeiten werden zur Selbstbedienung angeboten.
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Zuckerverzehr von Kindern in Deutschland

Quelle: pixabay.com © Shirley Hurst

Die Kinder in Deutschland essen immer noch zu viel Zucker. Dieser Tatsache widmet die aktuelle Ausgabe der ErnährungsUmschau ein Themenspecial und geht darin der Frage nach, wie sich der Zuckerverzehr von Kindern im Detail darstellt und wie er sich verringern lässt.

Daten der DONALD Studie zeigen, dass der Zuckerverzehr von Kindern und Jugendlichen in den letzten zehn Jahren leicht rückläufig ist, dabei aber immer noch mindestens 50 % über den Empfehlungen liegt. Die Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed (DONALD) Studie ist eine offene Kohortenstudie, die 1985 in Dortmund begonnen wurde und seit 2012 zur Universität Bonn gehört. Jährlich wird eine kleine Gruppe von Säuglingen für diese Studie rekrutiert und bis ins Erwachsenenalter regelmäßig untersucht.

Die Forscher*innen erklären den rückläufigen Zuckerverzehr insbesondere mit dem Rückgang der freien Zucker in Säften und zuckergesüßten Getränken. Ob dieser Trend auf ein verändertes Konsumverhalten zurückzuführen ist oder sich durch einen rückläufigen Zuckergehalt in Lebensmitteln erklären lässt (z. B. durch Reformulierungsmaßnahmen), ist nicht bekannt. Nach einer Definition der WHO werden als freie (bzw. zugesetzte) Zucker alle Mono- und Disaccharide bezeichnet, die Lebensmitteln zugesetzt werden, sowie in Honig, Sirupen, Fruchtsäften bzw. Fruchtsaftkonzentraten natürlich vorkommen. Die Empfehlung lautet, die Zufuhr an freiem Zucker auf maximal 10 % der täglichen Energiezufuhr zu beschränken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schließt sich gemeinsam mit weiteren Fachgesellschaften dieser Empfehlung an.

Süßigkeiten in Reduktionsstrategie einschließen

Kleinkinder nehmen Zucker überwiegend aus anderen Quellen auf als Jugendliche. Alterstrendanalysen zeigen mit steigendem Alter eine Verschiebung der Zuckerzufuhr aus natürlichen Quellen (Obst, Gemüse, Milchprodukte ohne Zuckerzusatz, Säfte) hin zur erhöhten Aufnahme von zugesetztem Zucker aus Quellen wie Süßigkeiten, zuckergesüßten Getränken und gesüßten Milchprodukten. Die Autor*innen wünschen sich umfangreiche Public-Health-Maßnahmen zur Zuckerreduktion, die den beobachteten Rückgang unterstützen und die Zuckerzufuhr von Kindern und Jugendlichen auf ein akzeptables Niveau senken. Sie begrüßen die seit 2019 umgesetzten Reformulierungsmaßnahmen im Rahmen der „Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Neben dem Fokus auf Fertigprodukte sollten nach Auffassung der Autor*innen auch Süßigkeiten in die Reduktionsstrategien eingeschlossen werden, da der Rückgang der Zuckerzufuhr aus dieser Lebensmittelgruppe am geringsten ausgeprägt ist und Süßigkeiten die Hauptquelle für freien Zucker bei Kindern und Jugendlichen seit den 1980er Jahren darstellen.

Zucker in fast allen verarbeiteten Lebensmitteln

Auf Gründe und Gefahren des hohen Zuckerverzehrs bei Kindern und Jugendlichen geht das Themenspecial in einem Interview mit Professor Dr. Helmut Heseker ein. Der Herausgeber der ErnährungsUmschau warnt davor, dass sich Zucker heutzutage aus technologischen und geschmacklichen Gründe in fast allen verarbeiteten Lebensmitteln findet, von Fertigsuppen und -soßen, Milchprodukten, Fisch- und Fleischerzeugnissen über Sauerkonserven bis hin zu Frühstückscerealien. Neben den Fetten steigern gerade isolierte Kohlenhydrate wie Zucker die Energiedichte der täglichen Nahrung. Gleichzeitig vermindern sie die Nährstoffdichte und begünstigen die Ausbildung von Fettreserven und Übergewicht. Zwar gibt es eine angeborene Süßpräferenz, die Kinder und Jugendliche für eine hohe Zuckerzufuhr anfällig macht, doch nimmt diese erst mit dem Erwachsenenalter ab. Eine Steuerungsmöglichkeit für Eltern in Form einer zuckerarmen oder zuckerfreien Ernährung sei fast nur möglich, wenn sie gänzlich auf verarbeitete Lebensmittel verzichteten. Deshalb begrüßt Heseker die o.g. Nationale Reduktionsstrategie sowie die Einführung des Nutri-Scores als erste wichtige Schritte.

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