Coverfoto mit Kindern aus Lateinamerkia: UNICEF Bericht zur Rolle von Schulen in der Übergewichtsprävention in Lateinamerkia und der Karibik
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Die Rolle von Schulen in der Übergewichtsprävention

Quelle: UNICEF/UNI235512/Willocq

Mit welchen Maßnahmen lässt sich das Präventionspotential von Schulen bestmöglich ausschöpfen? Eine lateinamerikanische Studie kommt zu dem Schluss, dass Ernährungsbildung, gesunde Schulmahlzeiten und viel Bewegung eine entscheidende Rolle spielen.

Die Staaten in Lateinamerika und der Karibik (Latin America and the Caribbean, LAC) weisen eine der höchsten Übergewichts- und Adipositasraten bei Kindern unter fünf Jahren weltweit auf, mit steigendem Trend. Etwa vier Millionen Kinder dieser Altersgruppe sind übergewichtig, das entspricht einem Anteil von 7,5 %. Wissenschaftler*innen haben zu dieser Thematik den Einfluss von Schulen auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen untersucht und geprüft, inwieweit die 41 LAC-Nationalstaaten regulatorische Maßnahmen ergriffen haben.

Per systematischer Literaturstudie bewerteten sie schulbezogene Gesetze, Richtlinien und Programme. Als Bewertungs- und Vergleichsgrundlage definierten sie vier evidenzbasierte Maßnahmen, die mit Blick auf die Übergewichts- und Adipositasprävention eine besonders hohe Effektivität aufweisen. In einem zweiten Schritt untersuchten sie, inwieweit die Umsetzung dieser vier Maßnahmen in Schulen auf Hindernisse und Chancen stoßen. Jeweils 21 Schulen in Chile, Ecuador und Mexico wurden dazu u.a. per Interview und Fokusgruppengesprächen einer tieferen Analyse unterzogen. Die Studie wurde durchgeführt vom Institute of Nutrition of Central America and Panama (INCAP) im Auftrag von UNICEF (United Nations Children’s Fund).

Effektive Maßnahmen zur Übergewichts- und Adipositasprävention

Als effektiv definierten die Forscher*innen folgende Maßnahmen:
 

  • Etablierung von Ernährungsbildung in Schulen zum Erwerb von Gesundheits- und Ernährungswissen sowie von Ernährungskompetenzen

 

  • Bewegungsförderung durch regelmäßigen Sportunterricht und ergänzende Sportangebote, bewegungsfördernde Schulen und Schulumgebungen

 

  • Gesundheitsförderliche Verpflegungsstandards für Schulmahlzeiten, Reduktion des Angebotes hochverarbeiteter Lebensmittel in Schulen, Verbot von zuckerhaltigen Getränken, salz- und fettreicher Snacks inklusive entsprechender Nährwertkennzeichnung und Werbeverbote

 

  • Schrittweise Verbesserung der Verpflegungsangebote an Schulen analog der gesundheitsförderlichen Verpflegungsstandards

 

Was setzen Staaten und Schulen um?

Die Analyse der Wissenschaftler*innen zeigt, dass nur 10 der 41 Staaten regulatorische Richtlinien installiert haben, die drei der vier genannten Präventionsmaßnahmen adressieren. Die vertieftere Analyse zeigte, dass in keiner der untersuchten Schulen in Chile, Ecuador und Mexico Ernährungsbildung systematisch umgesetzt wird. Als Hürde wurden insbesondere fehlende finanzielle und personelle Ressourcen genannt. Zwar sind in allen drei Ländern Verpflegungsstandards für Schulen etabliert, jedoch werden diese nicht vollständig umgesetzt. Zuckerhaltige Getränke, salz-, fett- und energiereiche Snacks sind etwa in Schulen in Ecuador und Mexico für die Schüler*innen erhältlich. Für eine Verbesserung der Verpflegungsangebote fehlten vor allem angemessene Regulierungsverfahren sowie Kontrollmechanismen.

Empfehlungen der Wissenschaft

In ihren Empfehlungen halten die Forscher*innen fest, dass es in den LAC-Staaten vor allem gesetzlich fundierte Maßnahmen braucht, um Präventionsmaßnahmen in Schulen zu etablieren. Die Studie habe gezeigt, dass Gesetze dort eine höhere Wirkungskraft hätten, als etwa Vereinbarungen, Empfehlungen oder Programme. Es sei insgesamt notwendig, die genannten vier Maßnahmen stärker zu priorisieren und für deren Umsetzung Rahmenbedingungen zu schaffen. In Staaten, die bereits Verpflegungsstandards etabliert haben, sollten Monitoringmaßnahmen verstärkt werden.

Ernährungssituation von Kindern in Deutschland

Auch in Deutschland haben sich die Übergewichts- und Adipositasprävalenzen bei Kindern und Jugendlichen auf hohem Niveau stabilisiert. Hierzulande sind 15,4 % der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren übergewichtig, etwa 6 % von ihnen sind adipös. Das entspricht ungefähr 1,9 Millionen übergewichtigen Kindern und Jugendlichen, darunter 800.000 mit Adipositas. Während in der Altersgruppe der 3- bis 6-Jährigen 9 % übergewichtig sind, sind es bei den Schulkindern im Alter zwischen 7 bis 10 Jahren bereits 15 %, bei den 14- bis 17-Jährigen 17 %. %. Am deutlichsten nimmt der Anteil übergewichtiger Kinder im Grundschulalter zu. Studien zeigen auch in Deutschland das hohe Präventionspotenzial von Schulverpflegung.

Quellen