Ein etwas übergewichtiger Junge hat den Kopf auf seine Hände gestützt und schaut traurig in die Kamera.
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Pandemie-bedingte Zunahme von Essstörungen und Adipositas

Quelle: DAK-Gesundheit/iStockphoto-ruslanshug

Die DAK-Gesundheit hat ihren neuen Kinder- und Jugendreport veröffentlicht, für den die Krankenkasse Behandlungsdaten der Jahre 2018 bis 2021 ausgewertet hat. Die Fachleute konstatieren erhebliche pandemie-bedingte Gesundheitsfolgen für Kinder und Jugendliche in Deutschland, auch in Bezug auf Essstörungen und Adipositas.

Für den Kinder- und Jugendreport veröffentlicht die DAK-Gesundheit regelmäßig Zahlen zu verschiedenen Gesundheitsaspekten. Für den aktuellen Report werteten Wissenschaftler*innen der Vandage GmbH und der Universität Bielefeld anonymisierte Abrechnungsdaten für ambulante und stationäre Behandlungen von rund 800.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 17 Jahren aus, die in den Jahren 2018 bis 2021 bei der DAK-Gesundheit versichert waren. Die Daten zeigen einen Vergleich von Behandlungsdaten vor der Pandemie (2019) mit den Pandemie-Jahren 2020 und 2021.

Deutliche Zunahme neudiagnostizierter Essstörungen bei Mädchen

Die Häufigkeit ärztlich diagnostizierter und behandelter Essstörungen sei während der Pandemie deutlich gestiegen, so die DAK-Gesundheit. Gegenüber 2019 zeigen die Daten in 2021 41 % mehr Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren, die erstmalig aufgrund einer Anorexie oder Bulimie ärztlich behandelt wurden. Besonders ausgeprägt sei die Zunahme der Neuerkrankungen bei jugendlichen Mädchen (+54 %); das entspricht etwa 10 von 1.000 Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren, die 2021 erstmalig eine entsprechende Diagnose erhielten (2019: 6 von 1.000 Mädchen).

Stärkere Zunahme der Adipositas-Neuerkrankungen bei Jungen

Bei den Grundschulkindern (5 bis 9 Jahre) stiegen die Adipositas-Zahlen insgesamt an: Im Vergleich zum Vor-Pandemiezeitraum 2019 erhielten im Jahr 2021 14 % mehr Kinder dieser Altersgruppe die Diagnose Adipositas. Dabei fällt die Zunahme bei Jungen etwas stärker aus als bei Mädchen. In der Altersklasse der 15- bis 17-Jährigen ist der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen ausgeprägter: So nahmen 2021 die Neuerkrankungen bei den 15- bis 17-jährigen männlichen Jugendlichen im Vergleich zu 2019 um 15 % zu. Bei den Mädchen war es ein Plus von 6 %.

Sozio-ökonomischer Status beeinflusst Adipositas-Neu-Erkrankungsrate

Erstmals hat die DAK-Gesundheit den Einfluss des sozio-ökonomischen Status (SES) der Familie der Kinder und Jugendlichen auf die Gesundheit und Gesundheitsversorgung untersucht. Jungen aus Familien mit einem niedrigen SES hatten 2021 ein deutlich erhöhtes Risiko, neu an Adipositas zu erkranken (15- bis 17-Jährige: +62 % gegenüber Jungen mit hohem SES). Vor der Pandemie war dieses Risiko deutlich niedriger ausgeprägt (+21 %). Insgesamt scheine das Risiko einer Adipositas-Neuerkrankung eher Familien zu betreffen, die ohnehin schon benachteiligt sind und weniger psychosoziale und ökonomische Ressourcen zur Verfügung haben, um effektiv auf die Herausforderungen der Pandemie zu reagieren, erklären dazu die Fachleute der DAK-Gesundheit.

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