Ein Mensch hält Johannisbeeren in der Hand.

Kreisweites Konzept zur Mittagessensversorgung

Quelle: pixabay © asundermeier

Der Kreis Groß-Gerau hat per Kreistagsbeschluss die Mittagsessensversorgung für die Schulen in seiner Trägerschaft organisiert. Das zugrundeliegende Konzept wird auf Trägerebene von Fachkräften umgesetzt. Bis zum Jahr 2030 soll der Bio-Anteil im Verpflegungsangebot in Schulen auf 80 % erhöht werden.



Der Kreis Groß-Gerau ist Schulträger für 45 Schulen, davon werden derzeit 34 Schulen in Fragen der Schulverpflegung vom Sachgebiet Verpflegung des Kreisverwaltungsamtes betreut. Durch den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen ab dem Schuljahr 2026/27 können weitere Grundschulen hinzukommen. Für die Organisation der Mittagsverpflegung sind im Sachgebiet Verpflegung Ökotrophologinnen, ein Küchenplaner sowie Verwaltungskräfte durch den Kreis angestellt. Als Fachdienstleitung hält Diplom-Ökotrophologin Yvonne Wesp die Fäden in der Hand.

Konzept per Kreistagsbeschluss auf Basis von Cook & Chill

Das Konzept zur Mittagessensversorgung wurde 2013 per Kreistagsbeschluss verabschiedet. Bis dato hatten die Schulen größtenteils selbst für die Mittagsverpflegung gesorgt. Auf Basis des Verpflegungssystems Cook & Chill stattete der Kreis die Schulen mit Regenerierküchen und notwendigem Zubehör aus. Yvonne Wesp und ihr Team begleiteten die Schulgemeinden von Anfang an. Sie initiierten schulische Mensazirkel, in dem die Rahmenbedingungen für die Schule festgelegt wurden, führten das Ausschreibeverfahren durch, begleiteten die Schulen bei der Auswahl des Speisenanbieters bis zum Vertragsabschluss. Diese Vorgehensweise wird für alle Schulen eingehalten, für die eine Mittagsverpflegung organisiert werden soll.  

„Im laufenden Betrieb sind wir moderierend und beratend für die Schulen beziehungsweise den Ganztag tätig: Wir unterstützen bei Fragen, wie das Konzept umgesetzt wird und fördern den fachlichen Austausch mit dem Speisenanbieter.“
Yvonne Wesp, Fachdienstleitung

Schulen eng begleiten und beraten – Expertise im Schulverwaltungsamt

Es ist Aufgabe von Yvonne Wesp und ihrem Team das Konzept des Kreises Groß-Gerau weiterzuentwickeln und die Mittel im Bereich Ver­pflegung einzuplanen. „Im Rahmen meiner Vollzeitstelle wende ich circa 60 % für die Kommunikation mit den Schulgemeinden sowie je 20 % für die inhaltliche Gestaltung der Schulverpflegung und für Führungsaufgaben auf“, erläutert Wesp. Dass die Verpflegungsorganisation mit ökotrophologischer Expertise läuft, ist aus Sicht von Yvonne Wesp ein entscheidender Vorteil. „Schulen sind mit dieser Aufgabe überfordert, weil sie völlig andere Aufgabenbereiche haben und ihnen Fachkompetenz für die Mahlzeitenversorgung naturgemäß fehlt. Wir wissen, wie eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung für Schüler*innen aussehen sollte, wir können die Ausschreibung entsprechend gestalten und die Schulen bei der Akzeptanzförderung begleiten.“

Der nächste Schritt: Bio macht Schule – 80 % bis 2030

Im Sommer 2018 wurde der Landkreis Groß-Gerau neben weiteren hessischen Landkreisen Teil der „Ökolandbau Modellregion Süd“. Ziel der Modellregionen ist es, die ökologische Erzeugung sowie die Verarbeitung und Vermarktung von Bio-Lebensmitteln zu stärken. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Erhöhung des Bio-Anteils in der Gemeinschaftsverpflegung. Im Dezember 2020 erfolgte erneut ein Kreistagsbeschluss, um den Bio-Anteil in Schulen und Kantinen bis zum Jahr 2030 auf 80 % zu erhöhen. In einem ersten Schritt führte Yvonne Wesp mit Verantwortlichen der Ökomodellregion Süd Informationsveranstaltungen für Speisenanbieter durch und warb in den Mensazirkeln der Schulen für den Kreistagsbeschluss.

Beschaffungsmanagement neu ausgerichtet – Regelmäßiges Monitoring

Ein wichtiger Baustein war die Erstellung von Muster-Leistungsverzeichnissen für die Ausschreibung der Verpflegungsleistungen mit Bio-Anteil. Im Kreis Groß-Gerau wird die Verpflegung als Dienstleistungskonzession vergeben. Für den Zuschlag werden die Kriterien Bio-Anteil (10 %), Preis (35 %), Umsetzung des Konzeptes (35 %) und sensorische Qualität bei der Verkostung (20 %) entsprechend gewichtet. Yvonne Wesp diskutiert im Vorfeld mit den Schulen, wie hoch der Bio-Anteil und damit der Preis sein kann. „Es gibt Schulen, die wollen mehr Bio, andere weniger. Wir diskutieren die Toleranz der Schulen in den Mensazirkeln mit einem einjährigen Vorlauf zur Ausschreibung.“ Mit Beginn des Schuljahrs 2023/24 werden acht Schulen mit Mittagessen versorgt, die einen durchschnittlichen Bio-Anteil von über 80 % enthalten. An allen anderen Schulen steigt der Bio-Anteil sukzessive, auch auf Wunsch der Schüler*innen“, fasst Yvonne Wesp zusammen. Alle zwei Jahre wird ein Monitoringbericht erstellt, um die politischen Gremien über den Stand zu informieren.

Akzeptanzförderung bei Eltern und Kindern

Vor dem Beschluss hat der Schulträger die Schulmahlzeiten mit je 1 Euro bezuschusst, um die Personalkosten zu reduzieren. Mit dem Beschluss für mehr Bio wurde die Subvention um 50 Cent je Mahlzeit erhöht. Angeboten werden zwei Menüs, von denen sich eines am DGE-Qualitätsstandard orientieren muss, das zweite Menü ist vegetarisch. Um die Akzeptanz für die pflanzenbasierten Speisepläne bei den Schüler*innen zu fördern, setzt der Schulträger auf Selbstbedienung. „Eine Salatbar ist an allen Schulen ein Muss, außerdem können die Schüler*innen spontan entscheiden, was sie essen möchten.“ In den Grundschulen ist mit der Teilnahme am Ganztag auch die Mittagsverpflegung verpflichtend. Die Mahlzeitenpreise liegen derzeit bei 5 Euro in den Grundschulen und 6 Euro in den weiterführenden Schulen. „Wir wünschen uns höhere Teilnahmequoten an den weiterführenden Schulen. Hier haben wir Quoten zwischen 20 und 30 % je nach Schule und Schulumfeld.“ In Zusammenarbeit mit der Hochschule Fulda begleitet Yvonne Wesp die Masterarbeit einer Werkstudentin, die per Befragung Wünsche und Hemmnisse der Schüler*innen zur Teilnahme an der Mittagsverpflegung ermittelt. Die Ergebnisse sollen in das kreisweite Verpflegungskonzept einfließen.

Zusammengefasst: Gelingensfaktoren

  • personelle Ressourcen beim Schulträger durch Ökotropholog*innen und Küchenfachplaner
  • einheitliches Verpflegungskonzept für alle Schulen per Kreistagsbeschluss
  • einheitliche Empfehlungen auf Basis des DGE‑Qualitätsstandards für die Verpflegung in Schulen
  • kreisweite Nachhaltigkeitskriterien mit 80 % Bio-Anteil im Verpflegungsangebot
  • subventionierte Schulmahlzeiten aufgrund des Bio-Anteils
  • Selbstbedienungselemente zur Akzeptanzförderung in den Schulmensen
  • enge Begleitung der Schulen bei der Umsetzung des Verpflegungskonzeptes
  • strukturelle Verankerung in der Ökomodellregion
  • beratende Zusammenarbeit und Vernetzung mit Speisenanbietern
  • begleitendes Monitoring und Erfolgskontrolle

Kontakt

Yvonne Wesp
Gebäudemanagement/Fachdienstleitung Verpflegung und Hygiene
Kreis Groß-Gerau
y.wesp@kreisgg.de