Zwei Schulmädchen schreiben konzentriert in ihr Heft.
News

Alarmierend hohe Belastung von Lehrkräften im dritten Corona-Schuljahr

Quelle: pixabay © klimkin

Eine repräsentative Umfrage der Robert Bosch Stiftung zeigt negative Auswirkungen durch die Corona-Pandemie auf die Belastbarkeit von Lehrkräften. Ein deutlicher Anstieg zeigt sich auch bei Verhaltensauffälligkeiten und Lernrückständen bei Schüler*innen.

Die Corona-Pandemie und der Lehrkräftemangel haben an deutschen Schulen tiefe Spuren hinterlassen, so das Fazit des aktuell veröffentlichten Deutschen Schulbarometers. Eine Mehrheit der Lehrkräfte erlebt das Kollegium (92 %) und sich selbst (84 %) derzeit als stark oder sehr stark belastet. Für mehr als drei Viertel der Lehrkräfte (79 %) ist Wochenendarbeit die Regel und eine Erholung in der Freizeit kaum noch möglich (60 %). Die Hälfte leidet unter körperlicher (62 %) oder mentaler Erschöpfung (46 %). Mehr als jede zehnte Lehrkraft (13 %) plant, im kommenden Schuljahr weniger zu arbeiten und die Anzahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden zu reduzieren. Zum Zeitpunkt der Befragung im April 2022 stellte die Bewältigung von Corona-Maßnahmen die größte Herausforderung für die Lehrkräfte dar (38 %). Danach folgte der Lehrkräftemangel (26 %) und das Verhalten der Schüler*innen (21 %).

Das Deutsche Schulbarometer ist eine Umfrage der Robert Bosch Stiftung unter Lehrkräften an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Deutschland. Die repräsentative Stichprobe umfasste insgesamt 1.017 Lehrer*innen und wurde zwischen dem 6. und 18. April 2022 als Online-Befragung von forsa durchgeführt.

Belastungserleben stark gestiegen

Trotz der noch immer sehr hohen Berufszufriedenheit (74 %) sei das Belastungserleben der Lehrkräfte in der Pandemie stark angestiegen, erklärt Dr. Dagmar Wolf, Bereichsleiterin Bildung der Robert Bosch Stiftung. „Lehrerin oder Lehrer wird man aus Überzeugung. Aber chronische Überlastung macht auf Dauer krank und unzufrieden. Schulen benötigen deshalb dringend zusätzliches Personal. Dazu gehören Sozialpädagog*innen und Schulsozialarbeiter*innen, aber auch Verwaltungskräfte, die die Schulleitungen entlasten.“

Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen weiter angestiegen

Fast alle Lehrkräfte (95 %) beobachten seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 einen deutlichen Anstieg von Verhaltensauffälligkeiten bei ihren Schüler*innen. Im Vergleich zur Befragung des Deutschen Schulbarometers im September 2021 sei dieser Anteil in fast allen Bereichen noch einmal gestiegen, erklären die Fachleute. So berichteten jetzt 80 % der Befragten von einer starken Zunahme von Konzentrations- und Motivationsproblemen (2021: 67 %). Ebenfalls im Vergleich zu September 2021 beobachteten fast doppelt so viele Lehrkräfte (42 %) aggressives Verhalten bei den Schüler*innen. Befragt nach Hilfsangeboten für die Kinder und Jugendlichen verweisen fast drei Viertel der Lehrkräfte auf Angebote der Schulsozialarbeit. Sprechstunden von Schulpsycholog*innen finden an der Hälfte der Gymnasien und Berufsschulen statt, jedoch lediglich an einem Drittel der Haupt-, Real- und Gesamtschulen und an einem Viertel der Grundschulen. 

Deutliche Lernrückstände bei Schüler*innen

Der zeitliche Vergleich zwischen September 2021 und April 2022 zeige außerdem, dass die Lehrkräfte den Anteil der Schüler*innen mit deutlichen Lernrückständen inzwischen deutlich höher schätzen (September 2021: 33 %, April 2022: 41 %), erklären die Wissenschaftler*innen. Das betreffe vor allem Schulen, in denen mehr als die Hälfte der Schülerschaft eine andere Familiensprache als Deutsch spreche. Drei Viertel der Lehrkräfte geben an, dass Schüler*innen nicht die Unterstützung erhalten, die nötig wäre, um vorhandene Lernlücken zu schließen. Ebenso viele Lehrer*innen sind der Meinung, dass die Förderung des psychischen Wohlbefindens wichtiger sein sollte als das Erfüllen der Lehrpläne.

Quelle

  • Pressemeldung der Robert-Bosch-Stiftung vom 9. Juni 2022: Repräsentative Umfrage der Robert Bosch Stiftung zeigt alarmierend hohe Belastung von Lehrkräften im dritten Corona-Schuljahr