Vier Mädchen essen zusammen in der Mensa
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Beeinflusst Schulessen das Gewicht?

Quelle: Robert Kneschke@adobe stock

Schulernährungsstudie der Leipziger Universitätsmedizin zeigt erste Ergebnisse zum Zusammenhang von Ernährung in der Schule und Übergewicht von Kindern.

Um herauszufinden, ob die Schulverpflegung präventiv auf das kindliche Übergewicht wirken kann, haben Forscher*innen aus Leipzig über 1200 Schulkinder gewogen, vermessen und zu ihrem Ernährungsverhalten in der Schulzeit befragt. Unterschiedliche Gründe können Übergewicht fördern: Neben genetischen und biologischen Faktoren spielt auch die Umwelt eine Rolle, etwa das soziale Milieu oder bei Kindern auch die Schulumgebung.

„Da wir die soziale Herkunft von Kindern nicht ändern können, fokussieren wir uns auf die Verhältnisse der Ernährungsumwelt im Schulkontext. Das Erkennen veränderbarer Einflüsse ist wichtig um eine gesundheitsförderliche Lebenswelt in Schulen für alle Kinder zu gestalten.“
Dr. Tobias Lipek, Leiter der Leipziger Schulernährungsstudie

Was essen die Kinder und wofür geben sie ihr Taschengeld aus?

Die Leipziger Schulernährungsstudie ist ein Forschungsprojekt des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig und des Universitätsklinikums Leipzig und wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung  (BMBF) finanziert. Die Forscher*innen untersuchten 1215 Kinder an 41 Leipziger Schulen der Klassen 4, 6, 7 und 8. Die Kinder wurden gewogen und vermessen und machten Angaben, wie und was sie essen, ob sie am Schulessen teilnehmen, wie viel Taschengeld sie bekommen und wofür sie es ausgeben. Parallel wurden auch die Eltern dazu befragt.

Welches Essensangebot haben die Kinder?

Weiterhin analysierten die Wissenschaftler*innen die Speisepläne der Schulessensanbieter und erstellten für jede Schule eine Karte mit allen Lebensmittelläden im Umkreis von 800 Metern. Hier sollten die Kinder einzeichnen, wo sie gelegentlich oder häufig Lebensmittel während der Schulzeit einkaufen und welche.

"Schulessen hält schlank" oder "übergewichtige Kinder essen seltener mit"

In der Studie sind rund 12 Prozent der Kinder übergewichtig oder adipös. 67 Prozent der Schüler*innen nehmen regelmäßig am Schulessen teil. Die Forscher*innen fanden heraus, dass unter den Schülern*innen, die regelmäßig gemeinsam in der KSchulkantine essen, weniger übergewichtige Kinder sind als unter denen, die nicht teilnehmen. Es konnte jedoch nur die Tendenz und keine statistische Signifikanz aufgezeigt werden.

 

„Wer nicht an der Schulversorgung teilnimmt, hat eine höhere Chance übergewichtig zu werden oder anders herum gesehen nehmen übergewichtige Kinder seltener an der Schulspeisung teil.“
Peggy Ober, Koordinatorin des Projekts

Schulverpflegung entspricht häufig den Kriterien des DGE-Qualitätsstandards

Immerhin sechs von zehn Verpflegungsdienstleistern in der Leipziger Studie erfüllen mindestens 60 % der Kriterien des DGE-Qualitätsstandards für die Schulverpflegung. Auch wenn die Schüler im Mittel zu selten Menüs mit Vollkornprodukten, Gemüse und Fisch sowie zu viele mit Fleisch wählten, hielten sie die empfohlenen Mengen von süßen Hauptgerichten und frittierten oder panierten Produkten ein. "Die Defizite hatten wir auch nicht anders erwartet. Im Gegenteil, wir hätten für einige Komponenten noch schlechtere Ergebnisse vermutet", so Ober. Die Analyse zeigt zudem, dass die Qualität des Essens vom Preis abhängig ist.

Kein Effekt eines Frühstücks auf eine verbesserte Aufmerksamkeit

Die Forscher*innen baten die Kinder einen Aufmerksamkeitstest durchzuführen. Dieser sollte zeigen, ob ein Frühstück zu besseren Leistungen in der Schule führt. Die Studie hat hier jedoch keinen Effekt aufgezeigt. Rund 9 % der Kinder essen meistens kein Frühstück an Schultagen, knapp 6 % essen es nie. "Wir haben gesehen, dass der Anteil übergewichtiger Schüler unter den nicht frühstückenden höher war. Unsere Querschnittsstudie kann allerdings keine Aussagen darüber treffen, was Ursache und was Folge ist. Wir können nur den Zusammenhang darstellen", so Peggy Ober.

Wer das Schulessen nicht isst, kauft häufig Snacks in der Umgebung

Die Leipziger Schüler in der Studie hatten im Schnitt 15,37 Euro im Monat als Taschengeld zur Verfügung. "Unsere Zahlen zeigen, dass die Schüler, denen viel Taschengeld zur Verfügung steht, häufiger in die umliegenden Geschäfte gehen und Lebensmittel kaufen", sagt Dr. Tobias Lipek. Dass Kinder, die nicht an der Schulverpflegung teilnehmen, häufiger in Läden in der Nähe der Schule gehen, ist eine Tendenz, die dabei beobachtet wurde. Da Kinder dazu neigen, in Supermärkten und Fast-food-Läden eher ungesunde Waren zu kaufen, schlussfolgern die Forscher*innen, dass eine bessere Akzeptanz und höhere Teilnahme am Schulessen zu einer verbesserten Kindergesundheit beitragen könnte.

Die Leipziger Forscher*innen schlagen vor, dass sich auf der Datengrundlage dieser Studie aufbauend eine Interventionsstudie anschließen sollte. Denkbar wäre aus ihrer Sicht den Einfluss eines Frühstückangebots für alle Kinder in der Schule auf Übergewicht und Adipositas zu untersuchen oder verschiedene Maßnahmen zur Qualitäts- und Akzeptanzverbesserung der Schulspeisung zu testen.

Quelle: Uniklinikum Leipzig, www.uniklinikum-leipzig.de/presse/Seiten/Pressemitteilung_6944.aspx