Kinderhände halten Blaubeeren.
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Gemeinschaftsverpflegung als zentraler Motor für pflanzenbasierte Ernährung

Quelle: pixabay © borislagosbarrera

Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Ernährung besteht kein Wissens- sondern ein Umsetzungsproblem. Dieses einstimmige Fazit zogen Expert*innen bei einer Veranstaltung im Kontext des Nationalen Dialogs zu Ernährungssystemen. In Veränderungsprozessen spiele die Gemeinschaftsverpflegung eine herausragende Rolle, besonders in Kitas und Schulen.

Am 22. Juni 2022 trafen sich auf Einladung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über 400 Teilnehmer*innen, um online mit Expert*innen über „Strategien und Akteure einer pflanzenbetonten Zukunft“ zu diskutieren. Die Veranstaltung fand im Kontext des Nationalen Dialogs zu Ernährungssystemen statt, dessen Anliegen es ist, im Landwirtschafts- und Ernährungssektor die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen zu erreichen.

Überblick zu ernährungspolitischen Strategien in Deutschland

Es herrscht wissenschaftlicher Konsens, dass die Erhöhung des Anteils pflanzlicher Produkte bei gleichzeitiger Verringerung des Anteils tierischer Produkte einer der wirkungsvollsten Maßnahmen ist, Ernährungssysteme und Ernährungsstile nachhaltiger zu gestalten. Welche Strategien zur Förderung pflanzenbasierter Ernährungsweisen bereits in Deutschland bestehen und wie diese ausgestaltet sind, hat Stefanie Wunder vom Ecologic Institut Berlin in einer Synopse zusammengefasst und diese in ihrem Impulsbeitrag erläutert. Zur Förderung einer pflanzenbetonten Ernährungsweise hält die Expertin einen Maßnahmen-Mix für notwendig, der verschiedene Handlungsfelder berücksichtigt.

Im Werkzeugkoffer ist die Gemeinschaftsverpflegung der wirksamste Hebel

Ein zentraler Hebel lasse sich über die Gemeinschaftsverpflegung erzielen, besonders in Kitas und Schulen. Das Ernährungsverhalten werde in hohem Maße durch die Ernährungsumgebung geprägt. Deshalb sei eine Ausgestaltung der Angebote in der Außer-Haus-Verpflegung besonders wirksam. Als konkrete Ansätze zur Unterstützung einer stärker pflanzenbasierten Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung nennt die Synopse u.a. eine größere Auswahl an geschmacklich attraktiven pflanzlichen und tierproduktearmen Speisen, eine attraktive Preisgestaltung, die Vorgabe von pflanzlichen Speisen als Standardoption und die Verringerung der Portionsgrößen von Fleisch/tierischen Produkten in Relation zu den pflanzlichen Anteilen. Im Anschluss an die Vorstellung der Synopse diskutierten Expert*innen aus Politik, Wissenschaft und Praxis sowie zivilgesellschaftliche Akteure Wege und Instrumente, wie sich eine Transformation gestalten lässt, vor allem mit Blick auf die von der Bundesregierung angekündigte Nationale Ernährungsstrategie bis 2023.

Nationale Ernährungsstrategie bis 2023

Für diese fand am 29.06.2022 die digitale Auftaktveranstaltung statt. Unter Federführung des BMEL soll die Strategie unter Beteiligung von Akteuren aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Zivilgesellschaft bis 2023 erarbeitet werden. Ziel sei es, eine gesundheitsförderliche und nachhaltige Ernährungsweise für Verbraucher*innen einfacher zu machen, so das BMEL. Dazu gehöre auch, insbesondere vulnerable Gruppen, Kinder und Menschen mit Einwanderungsgeschichte besser als bisher zu erreichen. Alle sollten die Möglichkeit haben, sich gut zu ernähren, so Bundesernährungsminister Cem Özdemir in seinem Grußwort zum Auftakt. Ernährungsverhalten sei vor allem durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Gewohnheiten geprägt. Viel zu oft sei es eine soziale Frage. Gute Ernährungspolitik bedeute deshalb auch, Fairness zu schaffen.

„Die Bundesregierung wird nicht akzeptieren, dass geringe Einkommen, Sprachbarrieren oder Diskriminierung zu ungleichen Gesundheitschancen führen. Es hat für mich auch etwas mit Wertschätzung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu tun, wenn sie gutes und ausgewogenes Essen in ihren Kantinen bekommen. Und ganz besonders hat es etwas mit Wertschätzung für unsere Kinder zu tun, also das Wertvollste, was wir haben, wenn sie in der Kita, der Schule oder der Uni-Mensa gutes Essen bekommen.“
Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft

Ernährung habe eine Schlüsselrolle für Gesundheit und Wohlbefinden, aber auch für eine nachhaltige Entwicklung, so der Bundesminister. Deshalb seien eine gesunde und eine nachhaltige Ernährung gleichrangige Ziele der Ernährungsstrategie. Sie soll ein Baustein zur Transformation des Ernährungssystems und ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 sein.

Quelle und weiterführende Informationen

  • Die Aufzeichnung der Veranstaltung „Gemeinsam nachhaltig ernähren: Strategien und Akteure einer pflanzenbetonten Ernährung“ ist unter https://ble-live.de/veranstaltungsuebersicht/ einsehbar (Themenfeld 5; für die Ansicht ist eine Registrierung erforderlich).
     
  • Impulse aus dem Dialog sowie weiterführende Hintergrundinformationen stehen auf einem Dialogboard der Plattform zur Verfügung: https://ble-live.de/themenfeld-5/dialogboard/. Jede*r ist eingeladen, Kommentare, Ideen und Fragen zum Thema einzubringen.
     
  • Die Synopse „Ernährungspolitische Strategien zur Förderung pflanzenbasierter Ernährungsweisen in Deutschland“ des Ecologic Instituts steht hier zum Download zur Verfügung.
     
  • Pressemeldung Nr. 88 vom 29. Juni 2022: Özdemir: Gute Ernährungspolitik ist eine Frage der Fairness. Virtuelle Auftaktveranstaltung zur Ernährungsstrategie