Jugendliche trinkt Latte Macciato und liest in ihrem Handy.
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Jugendliches Essverhalten bleibt oft unberücksichtigt

Quelle: pixabay.com © nastya_gepp

Eine Fachartikel-Serie hebt die Bedeutung der Ernährung im Jugendalter hervor. Zwar liegt weltweit in Forschung, Wissenschaft und Politik zu Recht ein Fokus auf der Ernährung in der frühen Kindheit, jedoch wird das jugendliche Essverhalten in nationalen Programmen vernachlässigt, so die Meinung der Wissenschaftler*innen. Schulernährungsprogramme adressierten sich vorrangig an jüngere Kinder.

Das Fachjournal The Lancet hat in einer dreiteiligen Fachartikel-Serie die hohe Bedeutung der Ernährung von Jugendlichen aufgegriffen. Eine Gruppe von Wissenschaftler*innen betont, dass diese von Übergängen und Veränderungen geprägte Zeit der Adoleszenz ebenso wie die Kindheit eine wichtige Lebensphase mit Risiken und Chancen für die Entwicklung eines gesunden Essverhaltens sei. Dieses könne bis ins Erwachsenenalter erhalten bleiben und sich generationenübergreifend auswirken. In drei Fachartikeln heben sie die Lebensphase im Alter zwischen 10 und 24 Jahren besonders hervor:

  • Auswirkungen der Ernährung auf jugendliches Wachstum und Entwicklung
     
  • Rolle der Ernährungsumgebung auf Ess-Entscheidungen und Lebensmittelwahl
     
  • Strategien und Interventionen für die Entwicklung eines gesundheitsförderlichen Ernährungsverhaltens bei Heranwachsenden

 

Auswirkungen der Ernährung auf jugendliches Wachstum und Entwicklung

Die derzeitige Generation der Heranwachsenden erlebt eine noch nie dagewesene Veränderung der Ernährungssysteme, so die international zusammengesetzte Gruppe von Autor*innen. Gleichzeitig bestehe die Problematik der Fehl- und Mangelernährung auch bei Jugendlichen fort, sowohl durch eine Unterversorgung mit Mikro- und Makronährstoffen, als auch durch wachsende Übergewichts- und Adipositasraten. Die Ausklammerung dieser Altersgruppe in der Gestaltung von gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen sei weit verbreitet. Das habe auch Auswirkungen auf die wissenschaftliche Datenlage. Verglichen mit anderen Altersgruppen sei die Forschung zur Ernährung in der Adoleszenz deutlich unterrepräsentiert. In der Konsequenz fehle eine ganzheitliche Perspektive, welche Rolle Ernährung in dieser Lebensphase genau spiele.

Rolle der Ernährungsumgebung auf Ess-Entscheidungen und Lebensmittelwahl

In einem zweiten Artikel stellen die Autor*innen heraus, dass Heranwachsende weder wie ältere Kinder noch wie junge Erwachsene behandelt werden dürften. In ihren ernährungsbedingten Bedürfnissen müssten Jugendliche als eigenständige Personengruppe wahrgenommen werden. Ihre Lebensmittelauswahl sei stark durch sozialen und kulturellen Kontext geprägt, ebenfalls durch ein fein nuanciertes Rollen- und Genderverständnis. Auch vor dem Hintergrund ökologischer Herausforderungen und notwendiger Veränderungen weltweiter Ernährungssysteme sei es essentiell, die Wünsche und Bestrebungen dieser Altersgruppe zu berücksichtigen – und zwar in allen Ernährungssystemen, in denen sie sich bewegen. Dazu gehört die Schule, aber auch das Elternhaus und der Arbeitsplatz. Heranwachsende hätten eine Menge dazu zu sagen, warum sie essen, was sie essen und was sie motivieren könnte, daran etwas zu verändern. Es müsse daher sichergestellt werden, dass künftige Ernährungsrichtlinien diese Altersgruppe nicht länger übersehen.

Strategien für die Entwicklung eines gesundheitsförderlichen Ernährungsverhaltens

Die Rolle und das Potenzial von Schulen und Schulernährungsprogrammen ist u.a. Thema des dritten Fachartikels. Schulen sind als Plattform für ein breites Spektrum an Interventionen sehr geeignet, so die Autor*innen, wobei Schulernährungsprogramme die weltweit am meisten verbreitetsten Maßnahmen sind. Häufig seien diese aber nicht mit Ernährungsbildungsmaßnahmen verknüpft, adressierten sich vorrangig an jüngere Kinder und würden nur selten je Altersgruppe evaluiert. Interventionen sollten aber immer lebenswelt- und sektorenübergreifend sowie multifaktoriell konzipiert werden, so lautet eine der Empfehlungen.

Weltweit seien Jugendliche und Heranwachsende derzeit an einem „nutrition tipping point“, also an einem Punkt, an dem sich eine konstante Entwicklung umkehrt. Mehr als jemals zuvor sei das Ernährungsverhalten Heranwachsender mit globalen Veränderungen von Ernährungssystemen verbunden. Es seien Maßnahmen notwendig, die die Gesundheit dieser Generation (und damit auch der nächsten) sicherstellten, bei gleichzeitig minimaler ökologischer Auswirkung. Generationenübergreifende Partnerschaften mit jungen Heranwachsenden könnten helfen, dass künftige Ernährungsstrategien ihre Bedürfnisse und Ansprüche besser berücksichtigten.

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