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Monitoring für Schulernährungsprogramme weltweit unterrepräsentiert

Quelle: pixabay © StockSnap

Weltweit wächst die Bedeutung von Schulernährungsprogrammen für das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Das zeigt sich vor allem in Pandemiezeiten, aber auch vor dem Hintergrund zunehmender Fehl- und Mangelernährung. Trotzdem werden nur selten Monitoringsysteme installiert, die die Effektivität solcher Programme messen und überwachen.

Viele Länder der Welt verzichten auf den Nutzen von Monitoringsystemen für ihre nationalen Schulernährungs- und Schulgesundheitsprogramme. Zwar konzentrieren sich viele Erhebungen auf die Kosteneffizienz von Maßnahmen, jedoch wird überraschend wenig dazu publiziert, ob und wie Staaten ihre Programme systematisch und wiederholt erfassen, messen und beobachten. Zu diesem Fazit kommt ein britisches Forschungskonsortium zur Schulgesundheit und Schulernährung der London School of Hygiene and Tropical Medicine.

Anlass ihrer Bewertung ist eine Querschnittsstudie aus China, in der Forscher*innen (u.a.) der Universität Peking Reichweite und Effektivität nationaler Schulgesundheitsprogramme in China untersucht haben. Aus dieser Daten- und Erkenntnislücke entsteht nach Auffassung der britischen Wissenschaftler*innen eine große Herausforderung für Programmverantwortliche, nationale Schulernährungs- und Schulgesundheitsmaßnahmen zu konzipieren und zu implementieren.

Reichweite von Monitoringsystemen zur Schulernährung und Schulgesundheit in China

Die Studie der Universität Peking hat im Jahr 2018 etwa 2.500 Schulen in 17 chinesischen Provinzen einbezogen. Ziel war es, die Rolle von Schulen für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu bewerten. In China profitieren täglich 40 Millionen Kinder von Schulmahlzeiten. Dies geht auf eine staatliche Initiative zurück, mit der China 2011 die Bekämpfung von Armut bei Kindern adressiert hat und sich die Garantie von Gesundheit und Bildung in den ersten 8.000 Lebenstagen zum Ziel gesetzt hat. Inhaltlich konzentrierte sich die Erhebung auf die Überwachung von Infektionskrankheiten sowie von nicht-übertragbaren Krankheiten und der Bewertung gesundheitsförderlicher Rahmenbedingungen in Schulen. Während Systeme zur Erfassung von Infektionskrankheiten flächendeckend (in 9 von 10 Schulen) implementiert waren, fehlte es häufig an einem umfassenden Monitoring der nicht-übertragbaren Krankheiten und der Rahmenbedingungen in Schulen. Davon waren besonders Schulen in ländlichen Gegenden betroffen. Zu den nicht-übertragbaren Krankheiten gehören nach einer Definition der World Health Organization (WHO) insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, chronische Atemwegserkrankungen und Krebs. Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen bei Kindern und Jugendlichen ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel und insgesamt schlechte Lebensbedingungen und Armut.

Von den Ergebnissen weltweit lernen

Das britische Forschungskonsortium bewertet die Ergebnisse der Studie in China u.a. so:

  • Ein großes Defizit in der Vorgehensweise in China sehen die britischen Forscher*innen darin, dass Schulmahlzeiten weder in ihrer ernährungsphysiologischen Zusammensetzung noch hinsichtlich des Lebensmittelangebotes bewertet und kontrolliert werden. Der Wert von Schulmahlzeiten für die Prävention von Fehl- und Mangelernährung lasse sich vor allem an ihrer Nährwertqualität bemessen. Es sei eine verpasste Chance, diese Qualität nicht einem Monitoring zu unterziehen.   
     
  • Das im Vergleich zu den Infektionskrankheiten unterrepräsentierte Monitoring der nicht-übertragbaren Krankheiten erklären die Wissenschaftler*innen mit dem hohen organisatorischen Aufwand, die dafür notwendigen komplexen und weitreichenden Maßnahmen zu installieren.

School Meals Coalition

Die umfassenden Erfahrungen Chinas sollten nach Auffassung der britischen Wissenschaftler*innen in die Arbeit der School Meals Coalition einbezogen werden. Die School Meals Coalition hat sich 2021 als eine weltweite Initiative des Welternährungsprogrammes der Vereinten Nationen gegründet, um Schulmahlzeiten-Programme massiv auszubauen. Neben Deutschland beteiligen sich weitere 60 Staaten. China habe sich noch nicht entschieden, der Koalition beizutreten, so das britische Forschungskonsortium, solle aber idealerweise die Möglichkeit nutzen, mit seiner Expertise die Faktenlage für Schulernährungsprogramme zu verstärken.

Quelle und weiterführende Informationen

  • Schultz L, Bundy D. Research Consortium for School Health and Nutrition, London School of Hygiene and Tropical Medicine, London, UK: School Health and Nutrition Monitoring: What Practitioners and Policy Makers Can Learn from China. The Lancet Regional Health ‑ Western Pacific2022;19: 100368. Published online 2. Januar 2022 https://doi.org/10.1016/j.lanwpc.2021.100368
     
  • Yan et al.: Coverage of school health monitoring systems in China: a large national cross-sectional survey. The Lancet Regional Health - Western Pacific 2021;00: 100332. Published online https://doi.org/10.1016/j.lanwpc.2021.100332