Eine Mutter sitzt mit ihrem Kind draußen auf einem großen Stein, das Kind hat eine Fahrradmontur an.
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Belastung von Familien nimmt zu

Quelle: Quelle: pixabay © qimono

Der Gesundheitszustand in Familien hat sich verschlechtert. Das zeigt die aktuelle AOK-Familienstudie, die alle vier Jahre einen Fokus auf die Lebenssituation von Familien setzt. Schwerpunkt der Studie in 2022 war das Thema klima- und umweltfreundliche Ernährung. Fast zwei Drittel der Eltern wünschen sich für ihr Kind ein klimafreundliches Kita- oder Schulessen.

Die Daten der Familienstudie 2022 zeigen eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes von Eltern. Im Gegensatz zu den Studien von 2014 und 2018 sei hier eine Trendumkehr ins Negative deutlich, so die AOK-Fachleute. Verantwortlich dafür sind vielfältige Belastungsfaktoren, denen die Eltern ausgesetzt sind. Dazu zählen unter anderem finanzielle Herausforderungen oder psychische Beeinträchtigungen. Alleinerziehende empfinden eine stärkere Belastung als Menschen in Paarbeziehungen. Besonderen Herausforderungen sind auch Familien in strukturschwachen Kommunen unterworfen.

Höhere Belastung der Eltern beeinflusst Kindergesundheit negativ

Zwar geht es den meisten Kindern nach Aussage der Eltern sehr gut bis gut (94 %). Jedoch haben psychosomatische Beschwerden bei Kindern in den letzten Jahren zugenommen, knapp ein Drittel der Kinder ist im seelischen Wohlbefinden eingeschränkt. Der Anteil der Kinder, die täglich körperlich aktiv sind, hat sich zwar leicht auf jetzt 18 % erhöht, damit erfüllt jedoch ein Großteil der Kinder die Empfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften zu körperlicher Aktivität nicht.

Verlässliche Kinderbetreuung verringert Belastungspotenzial

Die zunehmende Belastung empfinden Eltern in Abhängigkeit unterstützender Rahmenbedingungen, wie z. B. eine verlässliche Kinderbetreuung, unterschiedlich stark. Die Studie stellte fest, dass es Eltern und Kindern besser geht, wenn sie ganztägige Betreuungsangebote in Anspruch nehmen.

Schwerpunkt klimabewusste Ernährung – Ergebnisse im Überblick:

  • Die Auswirkungen der Klimakrise nehmen als Thema in den meisten Familien eine höhere Bedeutung ein. So schätzen vier von fünf Befragten (79 %) den Einfluss der Ernährung auf Klima und Umwelt als bedeutsam ein.
  • 41 % der Befragten geben an, aufgrund der Klimakrise ihr Einkaufsverhalten verändert zu haben. Für mehr als die Hälfte der Fami­lien (59 %) spielt das Klima bei der Einkaufsentscheidung keine Rolle.
  • 32 % der Familien mit einem niedrigen sozioökonomischen Status (SES) essen ein bis dreimal täglich Fleisch oder Wurst, 21 % dieser Familien essen Fleisch nur zwei bis dreimal pro Woche. In Familien mit hohem SES essen 24 % täglich Fleisch und Wurst, in 32 % dieser Familien kommt Fleisch nur zwei bis dreimal pro Woche auf den Teller.
  • 39 % der Eltern befürchten, dass eine klimabewusste Ernährung ungesund für ihr Kind sei. 60 % der Eltern stimmen dem eher nicht oder gar nicht zu. Männer waren hier tendenziell skeptischer als Frauen.
  • 92 % der Befragten finden es wichtig, dass ihr Kind in Kita oder Schule gesund verpflegt wird. 74 % der Eltern ist es wichtig, dass ihr Kind in Kita oder Schule ein klima- und umweltfreundliches Essen bekommt. 89 % der Befragten finden es zudem wichtig, dass ihr Kind in Kita oder Schule etwas über gesunde und klimafreundliche Ernährung lernt.
  • 42 % der Eltern zeigen eine inadäquate oder problematische Ernährungskompetenz. Bei Familien mit niedrigem SES sind dies 53 %. Die Familienstudie zeigt außerdem einen Zusammenhang zwischen der Ernährungskompe­tenz der Eltern und dem Gewicht ihrer Kinder. So haben mehr Eltern von Kindern mit Adipositas eine inadäquate bzw. problematische Ernährungskompetenz als Eltern von normalgewichtigen Kindern (53 % zu 41 %).

Handlungsempfehlung: Ernährungs- und Gesundheitsbildung in Kita und Schule stärken

In ihren Handlungsempfehlungen weist die AOK auf die Notwendigkeit schützender Rahmenbedingungen für Familien hin. Die Organisation des Familienlebens stelle an alle Familienmitglieder hohe Anforderungen. Besonders schwierig werde es, wenn zeitliche oder finanzielle Belastungen hinzukämen. Auch verunsicherten die derzeitigen Krisen Familien zusätzlich. Zu den schützenden Rahmenbedingungen zählt die AOK unter anderem:

 

  • eine verlässliche Ganztagsbetreuung,
  • eine stärkere Fokussierung auf öffentliche Gesundheit durch die zuständigen Politikbereiche in Bund, Ländern und Kommunen,
  • eine Gesundheits- und Ernährungsbildung in Kita und Schule, die auch die Eltern einbezieht sowie
  • ein Werbeverbot für zucker-, fett- und salzreiche Lebensmittel für Kinder und Jugendliche.

Zum Hintergrund der Studie:

Die AOK-Familienstudie wurde mit wissenschaftlicher Begleitung eines Forschungsunternehmens durchgeführt. Im Auftrag der AOK erfolgte von August bis Oktober 2022 eine Onlinepanel-Befragung, reprä­sentativ nach Alter der Kinder und Bildungsabschluss der Eltern. Befragt wurden Eltern mit Kindern im Alter von vier bis 14 Jahren. Insgesamt wurden 8.500 Eltern befragt, repräsentativ gewichtet nach Bundesländern.

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Quelle

  1. AOK-Familienstudie 2022
  2. Zusammenfassung zum Download