Jugendliche sitzen in der Schulmensa am Tisch.
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Einfluss auf die Lebensmittelauswahl von Jugendlichen

Quelle: AdobeStock© zinkevych

Familie und Schule beeinflussen die Lebensmittelauswahl von Jugendlichen am stärksten, zeigt eine britische Studie. Doch die Einflüsse beider Ernährungsumgebungen können widersprüchlich sein und in der Konsequenz sogar das gesundheitsförderliche Potenzial von Schulverpflegung mindern.

Britische Forscher*innen haben in einer Studie die Einflüsse auf die Lebensmittelauswahl von Jugendlichen in der Schule untersucht. In Großbritannien wurden die Schulverpflegungsangebote in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert, so die Wissenschaftler*innen. Gleichzeitig bestehe nach wie vor das Stereotyp, Jugendliche würden am liebsten zu nährstoffarmen und energiereichen Mahlzeiten greifen. Ziel der Studie war es daher aufzuzeigen, wie und von welchen Ernährungsumgebungen sich Schüler*innen bei ihrer Wahl in der Schulmensa am stärksten leiten lassen.

Fokusgruppeninterviews zum jugendlichen Ernährungsverhalten

In sieben Fokusgruppen-Interviews mit 13- und 14-jährigen Schüler*innen (n=28) einer Sekundarschule im Norden Englands diskutierten die Forscher*innen folgende Themen:

  • Rolle von Eltern und Jugendlichen in der familiären Ernährungsumgebung
  • Altersgerechte Entwicklung individueller Essgewohnheiten von Jugendlichen
  • Faktoren für die Mahlzeitenauswahl in der Schule
  • Soziale Aspekte der Schulverpflegung
  • Familie versus Schule
  • Ernährungswissen und Überzeugungen

Zusammenspiel von Familie und Schule

Mit Familie und Schule benannten die Jugendlichen diejenigen Ernährungsumgebungen, die ihre Mahlzeitenauswahl in der Schulmensa am stärksten beeinflussen. Die Schüler*innen charakterisierten beide Ernährungsumgebungen hinsichtlich der Zurverfügungstellung von Lebensmitteln, ihrer individuellen Lebensmittelauswahl sowie mahlzeitenbegleitender Regeln und Rituale. Diese Gegenüberstellung mache nicht nur das Zusammenspiel der Ernährungsumgebungen deutlich, sondern veranschauliche auch markante Unterschiede, so ein Fazit der Studie. Dabei zeigten sich sowohl direkte Einflüsse auf das Essverhalten (z. B. Ernährungsumgebung Schule beeinflusst die Lebensmittelauswahl in der Schule, etwa bei langen Warteschlangen) als auch indirekte Einflüsse (z. B. Ernährungsumgebung Familie beeinflusst die Lebensmittelauswahl in der Schule).

Einflüsse häufig widersprüchlich

Häufig seien diese Einflüsse widersprüchlich, so die Forscher*innen. Damit bestehe das Risiko, dass Jugendliche sogenannte rationalisierte Verhaltensweisen entwickelten, um die unterschiedlichen Wirkungen auf ihr Essverhalten miteinander in Einklang zu bringen. Um beispielsweise „gesunde“ und „ungesunde“ Lebensmittel voneinander unterscheiden zu können, setzten sie voraus, dass das Lebensmittelangebot zuhause grundsätzlich immer gesundheitsförderlicher sei als das in der Schule. In der Konsequenz könne derart rationalisiertes Essverhalten („Bewertung der Schulmahlzeiten als ungesund“) sogar zur Ablehnung der Schulverpflegung führen.

Mehr Beachtung der sozialen Aspekte von Schulverpflegung

Die Wissenschaftler*innen machen deutlich, dass Schulverpflegungsrichtlinien und Interventionen das Zusammenspiel dieser prägenden Ernährungsumgebungen besser berücksichtigen müssen, um das Potenzial von Schulmahlzeiten im Hinblick auf die Entwicklung eines gesundheitsförderlichen Essverhaltens besser zu nutzen. Insbesondere solle den sozialen Aspekten der Schulverpflegung mehr Beachtung geschenkt werden. Die Interviews hätten eine allgegenwärtige und immense soziale Dimension der Lebensmittelauswahl in der Mensa gezeigt. Hier sei die Mahlzeit selbst häufig irrelevant; orientierungs- und maßgebender seien vielmehr Fragen, wie sich Mitschüler*innen in der Mensa verhielten und ob und was sie zum Essen auswählten.  

Quelle

  • Ryan D, Holmes M, Ensaff H: Adolescents’ dietary behaviour: The interplay between home and school food environments. Nutritional Sciences and Epidemiology, School of Food Science & Nutrition, University of Leeds, Leeds, LS2 9JT, United Kingdom. https://doi.org/10.1016/j.appet.2022.106056