Kleines Mädchen pustet Seifenblasen.
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Investitionen in Ganztagsangebote für mehr Bildungs- und Teilhabegerechtigkeit

Quelle: pixabay © ddimitrova

Der Sozialatlas 2022 hat die soziale Lage in Deutschland in den Blick genommen. Gerechte Teilhabe und gleiche Chancen lassen sich auch durch soziale Infrastruktur realisieren, so die Heinrich Böll Stiftung. Kluge Investitionen in die Qualität von Schulen gehören dazu.

Die Heinrich Böll Stiftung hat zentrale Daten und Fakten zum deutschen Sozialsystem zusammengestellt. Mit Grundlagen und Perspektiven zeigt der Sozialatlas 2022 auf, wie komplex das Zusammenspiel zwischen Gesellschaft, Staat und Wirtschaft ist, wenn es um den sozialen Zusammenhalt geht.

Die soziale Frage ist eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit, so die Autor*innen. Für sie steht außer Zweifel, dass der deutsche Sozialstaat zu einer abgesicherten Gesellschaft beiträgt: Lebensrisiken werden aufgefangen und absolute Armut ist in Deutschland die Ausnahme. Doch gebe es deutliche Ungleichheiten. Dazu gehörten etwa eine ausgeprägte relative Armut und ungleiche Lebenschancen, die besonders Kinder und Jugendlichen in ihren Entwicklungsperspektiven beschränken.

Neustart der Kooperation von Bund, Ländern und Kommunen

In Schulen könnten strukturell bedingte Lebensrisiken frühzeitig abgefangen werden. Dort wirken aus Sicht der Autor*innen Maßnahmen für gerechte Chancen, gute Bildung und vielfältige Teilhabe besonders gut. Kluge Investitionen in die Qualität von Schulen sind daher wichtig, so ein Fazit des Sozialatlas zum Themenkomplex „Kindheit und Jugend“. Die Umsetzung des beschlossenen Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule ab dem Jahr 2026 markieren die Autor*innen als einen Neustart, etwa für die Kooperation von Bund, Ländern und Kommunen. Sozial- und Bildungspolitik könne besser ineinandergreifen, beispielsweise durch gezielte Investitionen in Bildungs- und Teilhabeinfrastruktur und die Möglichkeit, länderübergreifend die Zuweisung staatlicher Mittel stärker am Bedarf der von Armut betroffenen Kommunen, Kitas und Schulen auszurichten.

Je besser situiert ein Kind aufwächst, desto größer seine Chancen

Es reiche jedoch nicht, nur viel Geld in die Hand zu nehmen. Die Autor*innen zeigen auf, dass trotz des Anstiegs in Bildungsinvestitionen (rund 30 % seit 2010) noch immer hauptsächlich Herkunft, Elternhaus und Wohnumfeld den Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen bestimmen. Um hier mehr Bildungs- und Teilhabegerechtigkeit zu schaffen, nennen sie als begünstigende Faktoren ein geordnetes Lernumfeld sowie schulische Aktivitäten jenseits des Unterrichts. Dies sei zum Beispiel durch Ganztagsangebote realisierbar. Anstehende Investitionen in den Ganztag könnten sich also positiv auswirken, so eine Annahme.

Schulmahlzeiten fördern gleichberechtigte Teilhabe

Aus Sicht des NQZ gehört die Schulverpflegung zum genannten Lernumfeld unbedingt dazu. Denn Schulverpflegung hat eine hohe Bedeutung nicht nur für Prävention und Gesundheit, sondern auch für gleichberechtigte Teilhabe. Mit dem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen ab 2026 und dem Auf- und Ausbau von Ganztagsangeboten insgesamt wird diese Bedeutung weiter wachsen. Es ist daher von zentraler Bedeutung, dass die Bereitstellung von gesundheitsförderlichen Schulmahlzeiten bei den anstehenden Investitionen von vorneherein mitgedacht wird.

Doch nicht nur auf den Bildungserfolg haben Herkunft und Elternhaus von Kindern und Jugendlichen Einfluss, sogar auch auf die Frage, ob Kinder und Jugendliche die Schulmahlzeiten überhaupt in Anspruch nehmen. Hier haben Studien gezeigt, dass Schüler*innen aus Familien mit hohem sozio-ökonomischen Status (SES) deutlich häufiger an der Schulverpflegung teilnehmen, als Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigem SES (Ernährungsstudie EsKiMo II 2017). Inwieweit Kinder und Jugendliche aus armutsgefährdeten Haushalten Schulverpflegungsangebote nutzen, wird u.a. Gegenstand einer jüngst gestarteten Studie sein (MEGA+_kids). Vor dem Hintergrund des hohen Präventionspotenzials von Schulmahlzeiten sind diese Ergebnisse besonders relevant.

Auf den hohen bildungs- und sozialpolitischen Stellenwert von Schulmahlzeiten weisen auch Vertreter*innen kommunaler Spitzenverbände hin: In der Schule habe jedes Kind gleichen Zugang zu gesundheitsförderlichen Mahlzeiten. Schulmahlzeiten seien für das soziale Miteinander bedeutsam, denn sie ermöglichten soziale Teilhabe auch für Kinder aus benachteiligten Familien. Damit trage Schulverpflegung insgesamt zur Chancengleichheit bei.

Die Schaffung qualitativ hochwertiger Mahlzeitenangebote und deren pädagogische Einbettung im Lern- und Lebensraum Schule ist eine gemeinsame Aufgabe von Schulträgern und Schulen. Das NQZ unterstützt und initiiert auf Bundesebene Aktivitäten zur Qualitätsentwicklung, auf Landesebene agieren hier die Vernetzungsstellen Kita- und Schulverpflegung.

Quelle und weiterführende Informationen