Eine Gruppe von fünf Kleinkindern sitzt und steht um einen roten Bollerwagen auf einer Wiese herum.
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Status Quo Ernährungsbildung in der Kindertagesbetreuung

Quelle: AdobeStock © Alina

Mit bundes- bzw. landesweiten Online-Befragungen haben das NQZ und Netzwerkpartner wie die Vernetzungsstellen Kitaverpflegung zentrale Daten für die Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung erhoben. Die Ergebnisse zeigen, welchen Stellenwert Ernährungsbildung in Kitas und Kindertagespflege für die Akteure hat. Zudem setzten die Befragungen einen Fokus auf die Organisation von Mahlzeiten in der Kindertagespflege und die Abfrage von Unterstützungsbedarf.

Mit dem Ziel, neue Erkenntnisse zur Thematik „Ernährungsbildung in Kita und Kindertagespflege“ zu gewinnen, hat das NQZ im Jahr 2021 eine Langzeitbefragung initiiert und die Ergebnisse nun abschließend ausgewertet. Zur Teilnahme an der Online-Befragung waren "Praxis-Akteure“ aus beiden Settings wie Erzieher*innen, pädagogisches Fachpersonal und Kindertagespflegepersonen aufgerufen. Weiterhin nahmen Träger, Institutionen und Personen in beratender Funktion (im Folgenden „Träger-Ebene) sowie Personen aus Bundes- und Landesministerien und Bundesverbänden (im Folgenden „Entscheider-Positionen“) teil. Einen weiteren Schwerpunkt setzte die Erhebung auf Organisation und pädagogische Begleitung von Mahlzeiten ausschließlich in der Kindertagespflege. An der nicht-repräsentativen Online-Befragung haben mehr als 1.350 Menschen teilgenommen.

Ergebnisse „Ernährungsbildung in Kita und Kindertagespflege“:

  • Hohe Themenrelevanz bei den Praxis-Akteuren: Während etwa Dreiviertel der Praxis-Akteure dem Thema eine hohe bis sehr hohe Bedeutung zuschreibt, halten mehr als 40 % der Personen in Entscheider-Positionen Ernährungsbildung als Themenfeld für wenig relevant.
  • Stellschrauben und Hemmschwellen für Ernährungsbildung: Für alle Befragten ist die praktische Gestaltung der Mahlzeiten im Betreuungsalltag eine wichtige Stellschraube zur Stärkung der Ernährungsbildung. Insbesondere ist die Einbeziehung der Kinder in die Zubereitung und Organisation der Mahlzeiten relevant. Hemmend hingegen sind nach Meinung der Befragten, vor allem auf Träger-Ebene und in Entscheider-Positionen, insbesondere zeitliche, personelle und finanzielle Rahmenbedingungen.
  • Potenzial der Ernährungsbildung: Die Mehrheit aller befragten Personen verortet die größten Potenziale von Ernährungsbildung in der Förderung der körperlichen Gesundheit, außerdem im Erwerb von sozialen Kompetenzen.
  • Informationsquellen: Bei Fragen zur Ernährungsbildung setzen die Praxis-Akteure aus beiden Settings am häufigsten auf Informationen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (Kita 61 %, Kindertagespflege 31 %). 28 % der Kindertagespflegepersonen stützen sich außerdem auf eigenes Material und 25 % sprechen ihre Fachberatung an. Praxis-Akteure aus dem Setting Kita informieren sich beim Bundeszentrum für Ernährung (36 %) und bei ihrer Fachberatung (35 %).

Ergebnisse „Organisation und pädagogische Begleitung von Mahlzeiten in der Kindertagespflege“

  • Praxis-Akteuren aus der Kindertagespflege sind die gemeinsamen Mahlzeiten mit geregelten Abläufen sowie der Einbezug der Kinder besonders wichtig. Grundsätzlich betonen sie die Bedeutung einer gesunden Ernährung. Dabei ist es ihnen wichtig, bei den Mahlzeiten eine Atmosphäre zu schaffen, die die Wahrnehmung von Lebensmitteln fördert.
  • Auf die Frage „Was würde Ihnen bei der Organisation und Gestaltung der Mahlzeiten helfen? Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?“ nennen Kindertagespflegepersonen allgemeine und übergeordnete Handlungsanleitungen und ‑vorgaben. Sie wünschen sich außerdem Hilfestellung bei der praktischen Zubereitung der Mahlzeiten vor Ort sowie bessere finanzielle Möglichkeiten. Mehr als 40 % der Befragten sehen keinen Verbesserungsbedarf.

Hohe Nachfrage nach Unterstützungsangeboten im Setting Kindertagespflege

Auch die landesweite Online-Umfrage unter Kindertagespflegepersonen und ihren Fachberatungen der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Nordrhein-Westfalen ergab, dass Ernährung ein zentrales und häufig herausforderndes Thema im Betreuungsalltag von Tagesmüttern und Tagesvätern ist. 63 % der Kindertagespflegepersonen und 50 % der Fachberatungen schätzen ihren Informationsbedarf als hoch bis sehr hoch ein und äußerten den Wunsch nach online abrufbaren Fachinformationen und Fortbildungen. Dabei sind Hintergrundwissen zur Ernährung von Kleinkindern, zur Entwicklung des Essverhaltens, zur Mahlzeitengestaltung und zum Umgang mit Allergien die Themen von vorrangigem Interesse.

Fazit: Erkenntnisse zur Ernährungssituation ausbauen und nutzbar machen

Die Befragungen geben aufschlussreiche Einblicke in den Status Quo der Ernährungsbildung in Kita und Kindertagepflege. Es besteht nicht ausgeschöpftes Potenzial, welches es weiterhin zu stärken und auf allen Ebenen zu adressieren gilt. Die Erkenntnisse geben hilfreiche Anknüpfungspunkte für die Gestaltung von Fortbildungs-Angeboten für die Kindertagespflege. Die Vernetzungsstellen Kitaverpflegung in den Bundesländern nehmen diesen Fortbildungsbedarf verstärkt in den Blick und entwickeln (digitale) Angebote. Das NQZ kommuniziert diese Ergebnisse im Rahmen seiner Netzwerkarbeit und sorgt damit für mehr Transparenz. Eine übersichtliche Informationssammlung zu Praxis-Materialien inklusive Erkenntnisse aus der Netzwerkarbeit sowie aktuellem Forschungswissen liegt bereits vor. Die Informationssammlung steht online zur Verfügung.

Lesenswertes zur News

Quellen

NQZ: Ernährungsbildung in der Kindertagesbetreuung. Ausgewählte Kernergebnisse (2022)

Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW: Umfrage zum Unterstützungsbedarf zur Ernährung in der Kindertagespflege