zwei lesende Kinder auf einer Wiese
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Übergewicht steigt bei Kindern mit niedrigem sozioökonomischen Status

Quelle: Pixabay Victoria_Watercolor

Zeitliche Analysen von Gesundheitsdaten zeigen eine deutliche Zunahme von Übergewicht bei jungen Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status.

Der Zusammenhang von sozioökomischen Status (SES) und der Häufigkeit von Übergewicht sowie Adipositas ist seit längerem wissenschaftlich bewiesen. Je niedriger der SES der Kinder und Jugendlichen ist, je höher ist die Übergewichtsprävalenz.

Ein hohes Körpergewicht in jungen Jahren setzt sich zudem oft bis ins Erwachsenenalter fort. So ist bei adipösen Kindern und Jugendlichen die Wahrscheinlichkeit, auch im Erwachsenenalter adipös zu sein, etwa fünfmal höher als bei jenen ohne Adipositas.

Forscher*innen des Robert-Koch-Institutes haben nun erstmals die zeitliche Entwicklung von Übergewicht- und Adipositasprävalenz bei jungen Menschen nach ihrem SES analysiert. Die Betrachtung fand anhand der Erhebungen zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland aus dem Zeiträumen 2003-2006 (Basiserhebung) und 2014-2017 (Welle 2) statt.

Zentrale Ergebnisse im Überblick:

  • Übergewicht bleibt bei den 3-17-Jährigen in Deutschland konstant auf hohem Niveau
  • Adipositas ist bei jungen Menschen leicht rückgängig (von 6,8 % auf 5,9 % gesunken)
  • in beiden Erhebungszeiträumen ist eine eindeutige Korrelation von niedrigem SES und höherem Übergewicht bzw. Adipositas festzustellen
  • innerhalb der Gruppe mit niedrigem SES ist ein starker Zuwachs beim Übergewicht (von 20,0 % auf 25,5 %) zu verzeichnen
  • lag das Übergewicht bei jungen Menschen mit niedrigem SES in 2003-2006 noch 11 % über dem von jungen Menschen mit hohem SES, ist dies in 2014-2017 auf 19 % angestiegen
  • die Häufigkeit von Übergewicht von Kindern und Jugendlichen mit dem niedrigsten SES hat sich vom 2,1-Fachem auf das 3,7-Fache gegenüber Gleichaltrigen mit höchstem SES fast verdoppelt


Die sozialen Unterschiede in der Verbreitung von Übergewicht und Adipositas haben sich seit Anfang der 2000er Jahre weiter ausgebreitet, so die Autoren. Sie fordern daher strukturelle Maßnahmen zur Übergewichtsprävention bei jungen Menschen in sozial benachteiligten Lebensverhältnissen. Insbesondere, da Informationsmaßnahmen bei Gruppen mit niedrigem SES kaum oder nur kurzfristige Effekte erzielen, wie aus internationalen Übersichtsarbeiten deutlich wird. Die größten Potentiale lägen hiernach in strukturellen Maßnahmen im Umfeld, wie der Schule und innerhalb der sozialen Gemeinschaft.

Hintergrund

Die Analyse untersuchte zeitliche Trends in der Übergewichts- und Adipositasprävention bei jungen Menschen im Alter von 3 bis 17 Jahren in Deutschland unter Berücksichtigung des sozioökonomischen Status. Analysiert wurden dazu Daten aus den Erhebungszeiträumen 2003-2006 (Basiserhebung) sowie 2014-2017 (Welle2) der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGs) im Rahmen des bundesweiten Gesundheitsmonitorings. Der sozioökonomische Status wurde anhand der Angaben der Eltern zu den schulischen und beruflichen Bildungsabschlüssen, ihrer beruflichen Stellung sowie zum bedarfsgewichteten Haushaltsnettoeinkommen berechnet.

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Quellen

Hoebel, J, Waldhauer J, Blume M, Schienkiewitz A: Socioeconomic status, overweight, and obesity in childhood and adolescence-secular trends from the nationwide German KiGGS study. Dtsch Arztebl Int 2022; 119:839-4