Auditorium beim 60. Wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
News

Die Zukunft is(s)t pflanzenbasiert

Quelle: DGE

Der 60. wissenschaftliche Kongress der DGE rückte eine pflanzenbasierte Ernährung in den Mittelpunkt von Fachvorträgen und Diskussionen. Rund 650 Wissenschaftler*innen und Ernährungsfachkräfte tauschten sich über den aktuellen Forschungsstand im Hinblick auf Gesundheit und ökologische Nachhaltigkeit aus.

Ernährung im Umbruch: Immer mehr Menschen reduzieren den Konsum von tierischen Lebensmitteln wie Fleisch und Milch, lassen sie ganz weg oder ergänzen sie durch pflanzliche Alternativen. Diese Tatsache hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) zum Anlass für eine wissenschaftliche Betrachtung genommen. „Pflanzenbasierte Ernährung im Fokus – vielseitig und zukunftsfähig“ lautete daher das Motto des 60. wissenschaftlichen Kongresses, den die DGE in Kooperation mit dem Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften (IEL) vom 15.‑17. März 2023 in Bonn durchführte. Das NQZ nutzte die Fachveranstaltung, um sich über aktuelle Aktivitäten zur Forschung und Praxis der Kita und Schulverpflegung zu informieren und zu vernetzen.

Thema für die Wissenschaft

Dass eine pflanzenbasierte Ernährung im Sinne einer vegetarischen oder auch veganen Ernährungsweise und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit schon seit längerem ein Thema für die Wissenschaft ist, erklären die wissenschaftlichen Leiterinnen des Kongresses, Prof. Dr. Ute Nöthlings und Prof. Dr. Ute Weisz in ihren Begrüßungsworten.

„In der aktuellen Debatte spielen zunehmend die Umweltauswirkungen des Agrar- und Ernährungssystems eine elementare Rolle. Die Arbeiten der letzten Jahre lassen überhaupt keinen Zweifel daran, dass eine Transformation zu einer pflanzenbasierten Ernährung ein notwendiger Schritt für eine nachhaltigere Zukunft ist. Gleichzeitig gibt es noch viele offene Fragestellungen, wie diese Transformation genau umgesetzt werden soll. Hier sind u. a. interdisziplinäre Ansätze entlang der Wertschöpfungskette gefragt.“
Prof. Dr. Ute Nöthlings und Prof. Dr. Ute Weisz

Drei Plenarvorträge sowie zahlreiche Beiträge der Vortragsreihen und Postersessions vertieften das Schwerpunktthema aus verschiedenen Blickwinkeln. Insgesamt beinhaltete das 2 ½-tägige Kongressprogramm 190 Vorträge und Poster sowie 12 Minisymposien und Workshops zu aktuellen Forschungsergebnissen aus den Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften sowie angrenzenden Disziplinen.

Tierische Lebensmittel und Nachhaltigkeit: Sollten wir alle Veganer werden?

Prof. Dr. Matin Qaim vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) in Bonn unterstrich in seinem Plenarvortrag, dass der derzeitige hohe Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten in vielen Teilen der Welt nicht mit dem Ziel global nachhaltiger Entwicklung vereinbar sei. Dennoch sollten tierische Produkte nicht grundsätzlich abgelehnt werden, erklärt der Wissenschaftler, denn in vielen Situationen würden sie zur Verringerung von Armut und Ernährungsdefiziten beitragen. Die meisten Umwelt- und Klimaprobleme treten während des Produktionsprozesses auf. Hier könnten technologische Innovationen zur Verringerung der negativen Effekte eine wichtige Rolle spielen, so Qaim. Um eine nachhaltigere Ernährung voranzutreiben, sei es allerdings erforderlich, den Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten zu verringern – vor allem in Ländern, in denen das Konsumniveau sehr hoch und geeignete pflanzliche Alternativen verfügbar seien.

Innovative Ansätze für eine Ernährungstransformation

Die Gemeinschaftsverpflegung und insbesondere die Kita- und Schulverpflegung ist ein wichtiger Motor für eine Transformation der Ernährungssysteme. Mehrere Beiträge und Minisymposien griffen diesen Aspekt auf. Expert*innen stellten innovative Ansätze vor, unter anderem:

  • True Cost Accounting (TCA): Die bei der Lebensmittelproduktion entstehenden Umweltbelastungen bzw. die Kosten für ihre Beseitigung werden bisher von der Allgemeinheit getragen. Beim Einsatz des Instrumentes TCA werden diese Kosten entlang der Wertschöpfungskette monetarisiert und in den Preis von Lebensmitteln eingerechnet. Diese Methode hat großes Potenzial als ein Instrument für eine Nachhaltigkeits-Kostenrechnung in Küchenbetrieben. Damit es Anwendung finden kann, braucht es einheitliche Standards sowie Austausch zwischen Akteuren.
  • Die Identifikation von Hebelpunkten, die in der Kita- und Schulverpflegung eine Transformation ermöglichen. Hebelpunkte sind meist in ein komplexes Beziehungsgefüge aller verantwortlichen und handelnden Akteure eingebettet. Hier gilt es, alle mitzunehmen und Potenziale sowie Schnittstellen zu erkennen, um Veränderungsprozesse wirksam zu gestalten.
  • Kostenmanagement im Krisenmodus: Um mit steigenden Kosten in der Gemeinschaftsverpflegung umzugehen, ist eine genaue Kenntnis über die Höhe der Kosten und die Kostenarten unabdingbar. Ein effizientes Kostenmanagement ermöglicht, die Qualität eines Speisenangebotes trotz steigender Kosten aufrechtzuerhalten und durch Transparenz bei den Kund*innen für Akzeptanz zu sorgen.

Fazit

Zusammenfassend setzte der Kongress ein wichtiges Zeichen für eine nachhaltigere und gesundheitsförderliche Kita- und Schulverpflegung und stellte dafür umfassende und wissenschaftlich fundierte Ansätze zur Umsetzung vor. Die Diskussionen dazu machten deutlich, wie wichtig eine Vernetzung von Wissenschaft und Praxis ist, damit Konzepte bedarfs- und zielgruppengerecht zur Umsetzung kommen. In diesem Sinne war der Kongress eine lohnende und hilfreiche Plattform.

Lesenwertes zur News

Quelle

Presseinformation 07/2023 der DGE: Die Zukunft is(s)t pflanzenbasiert