Eine Gruppe junger Erwachsener sitzt um einen Tisch herum und diskutiert.
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Runder Tisch mit Schulträgern zur Preisentwicklung

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Zur Preisentwicklung in der Schulverpflegung diskutierte das NQZ gemeinsam mit Schulträgern aus ganz Deutschland. Am runden Tisch erörterten die Akteure Handlungsoptionen sowie kurz- und längerfristige Strategien.

In ihren einführenden Worten betonte Ann-Cathrin Beermann, Leiterin des NQZ, die vielfältigen Potenziale der Schulverpflegung. Schulmahlzeiten seien nicht nur für die Prävention von Fehl- und Mangelernährung mitentscheidend, sondern auch eine Entlastung für Familien, insbesondere bei geringem Einkommen, so Ann-Cathrin Beermann. Sie unterstrich zudem die bildungspolitische Relevanz der Gemeinschaftsverpflegung, denn jede Mahlzeit sei Lernort für die Entwicklung eines gesundheitsförderlichen und nachhaltigeren Lebensstils. Den Potenzialen würden aber auch vielfältige Herausforderungen gegenüberstehen.

Aus der Runde berichtet: Herausforderungen für Schulträger, Speisenanbieter und Eltern

  • Angesichts der derzeitigen Krisen sind die Lebensmittelpreise sowie Energiekosten stark angestiegen. Die Anhebung des Mindestlohns zum 1. Oktober 2022 hat den Aufwand für Personalkosten verändert. Unternehmen, die lediglich den Mindestlohn zahlten, müssten eine Steigerung der Personalkosten um 25 % verkraften, erklären die Teilnehmenden.
  • Seit Jahren hat die Branche mit einem Fachkräfte- und Personalmangel zu kämpfen. Die Corona-Pandemie habe diese Herausforderung verstärkt, denn in der Pandemie hätten viele Fach- und Hilfskräfte das Berufsfeld gewechselt.
  • Schulträger verzeichneten daher höhere Subventionskosten und mehr Aufwand für die Bereitstellung der Schulverpflegung in ihren Kommunen. Besonders im ländlichen Raum sei es schwierig, überhaupt bzw. geeignete Anbieter zu finden. Denn die Anfahrtswege sind meist länger und Gruppengrößen z. B. in Kitas häufig kleiner.
  • Eltern seien insofern belastet, da sie gestiegene Kosten nicht nur für den eigenen Haushalt bewältigen, sondern auch für die Schulmahlzeiten tiefer in die Tasche greifen müssten. Oft bestehe in den Familien kein finanzieller Spielraum, die Mehrkosten für die Schulverpflegung zu kompensieren, so weitere Ergebnisse aus der Runde.
  • Für die teilnehmenden Schulträger stellt auch die Unterstützung von Familien mit geringem Einkommen eine Herausforderung dar. So bestehe etwa Unkenntnis über den Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabegesetz (BuT), außerdem führe der teils komplexe Beantragungsprozess dazu, dass nicht alle Anspruchsberechtigten diese Mittel abrufen. Ebenfalls ist für die Schulträger die Unterstützung von Familien herausfordernd, die finanziell knapp oberhalb der BuT-Grenze liegen. Die Teilnehmer*innen regten an, entsprechende Härtefallfonds einzurichten.

Kurz- und längerfristige Handlungsoptionen

Das NQZ stellte mögliche Handlungsoptionen vor: Ein gezielter Einsatz von Zutaten und Gerichten mit hohen Deckungsbeiträgen kann eine kurzfristig wirksame Maßnahme sein, die Kostensituation zu entlasten. So ist eine pflanzenbetonte Verpflegung mit mehr Hülsenfrüchten statt Fleisch nicht nur eine kostensenkende Maßnahme, sondern auch ein Schritt in Richtung Gesundheits- und Klimaschutz. Hohe Einsparpotenziale zeigen sich zudem bei der Reduktion von Lebensmittelverlusten und bei der Nutzung energieeffizienter Geräte. Längerfristig kann die Umstellung des Bewirtschaftungssystems zu Einsparungen führen, z. B. könnten Kommunen die Gemeinschaftsverpflegung für Kitas und Schulen in ihrem Verantwortungsbereich als Eigenbetrieb führen.

Praxisbeispiel Freiburg im Breisgau

In einem Vortrag stellte Kerstin Siebenmorgen vom Amt für Schule und Bildung der Stadt Freiburg im Breisgau das neue Verpflegungskonzept der Stadt vor. Dieses sieht für Kita- und Grundschulkinder ab dem Schuljahr 2023/24 eine vegetarische Menülinie vor.  Durch eine Reduktion der bisherigen Menülinien auf eine sowie den Verzicht auf Fleisch kann der Bio-Anteil in der Verpflegung auf 30 % des Brutto-Warenwertes erhöht werden, während die Kosten für die Eltern nur moderat steigen. Begleitende Maßnahmen, wie die Einhaltung der DGE-Qualitätsstandards und Workshops für Caterer und Qualitätszirkel, sollen die hohe Qualität der Mittagsverpflegung garantieren und die Akzeptanz der Mittagsverpflegung bei Schüler*innen und Eltern steigern.

Unterstützungsbedarf der Schulträger

Abschließend äußerten die Teilnehmenden, was ihnen hilft, eine qualitativ hochwertige und dabei bezahlbare Schulverpflegung bereitzustellen:

  • Sie wünschen sich verbindliche Rahmenvorgaben und eine frühzeitige Kommunikation bei Veränderungen.
  • Als hilfreich bewerteten sie Informationsmaterialien und Hilfestellungen, die den Beschaffungsprozess begleiten.
  • Den Bedarf an finanzieller Unterstützung beim Bau von Infrastruktur (Schulküchen und Mensen) hoben insbesondere Schulträger hervor, in deren Regionen nur wenige Kinder über Mittag betreut werden. Mit dem kommenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen müsse auch hier eine Mittagsverpflegung sichergestellt werden.
  • An die Schulen gerichtet wünschen sich Vertreter*innen der Schulträger bei Schulleitung und Lehrkräften eine weitere Sensibilisierung für die Relevanz der Verpflegung und damit einhergehendes Engagement.

Beispielhafte Landes- und kommunale Strategien

Eine weitergehende Recherche des NQZ zeigt, dass weitere Kommunen oder Bundesländer individuelle Strategien entwickelt haben, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen.

  • So steuert etwa die Schulbehörde der Hansestadt Hamburg mit einem neuen Förderprogramm der Preisentwicklung entgegen. Mit zusätzlich bis zu fünf Millionen Euro werden sowohl Familien als auch Caterer unterstützt. So wird die Preisobergrenze für ein Mittagessen rückwirkend vom 1. Dezember 2022 in zwei Stufen auf 4,75 Euro bzw. 4,80 Euro pro Mittagessen erhöht. Für die Eltern bleibt der maximal zu zahlende Essenspreis im Wesentlichen stabil, den Differenzbetrag übernimmt die Schulbehörde. Die Maßnahme ist bis zum 31. Dezember 2023 befristet.
  • Mit einer kommunalen Strategie fördert die Stadt Freiburg im Breisgau eine nachhaltige und gesundheitsförderliche Kita- und Schulverpflegung. Ab dem Schuljahr 2023/24 soll der geldwerte Bio-Anteil von derzeit 20 % auf 30 % des Brutto-Wareneinsatzes steigen. Gleichzeitig wird das Verpflegungsangebot an allen Freiburger Kitas und Grundschulen vegetarisch, denn gerade tierische Produkte aus ökologischer Produktion sind besonders hochpreisig. Die gestiegenen Lebensmittelpreise sollen mit dieser Maßnahme abgefedert werden, um Eltern vor Preiserhöhungen zu schützen.
  • In vielen Kommunen werden bestehende Verträge vielfach nachverhandelt. Das bestätigt ein Meinungsbild des Verbandes der deutschen Schul- und Kitacaterer (VdSKC), der seine Mitglieder nach ihrer betrieblichen Kostenentwicklung befragt hat. Die Mehrheit (89 %) der Mitglieder-Unternehmen gab an, im Jahr 2022 ihre Preise für Kita- und Schulessen um durchschnittlich 18 % erhöht zu haben.  

Handlungsoptionen im Beschaffungsmanagement nutzen

Angesichts der sich stetig verändernden Herausforderungen wird ein professionelles und effizientes Beschaffungswesen immer wichtiger. Für Schulträger gibt es vielfältige Unterstützungsangebote. Das NQZ wird auch in diesem Jahr die fünfteilige Web-Seminarreihe zum Beschaffungsmanagement von Schulverpflegung durchführen. Auch die Vernetzungsstellen Schulverpflegung in den Ländern bieten Information und Begleitung. Darüber hinaus zeigt der Vergaberechtsexperte Professor Dr. Christopher Zeiss im Gespräch mit dem NQZ Handlungsoptionen für Schulträger auf.

Lesenswertes zur News

Quellen

  • Pressemeldung des Verbandes der deutschen Schul- und Kitacaterer e.V. vom 16. Januar 2023
  • Pressemeldung der Behörde für Schule und Berufsbildung der Hansestadt Hamburg vom 11. Januar 2023